Virtuose Höchstleistung

Das letzte Freitagskonzert der Saison im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum bestritt der Pianist Vardan Mamikonian mit Werken von Bach/Busoni, Debussy, Rimski-Korsakow, Liszt und Komponisten aus seiner Heimat Armenien - ein virtuoses Finale.

Trier. (bre) Der 1970 in Eriwan geborene Vardan Mamikonian hat am Moskauer Konservatorium und in Italien beim legendären Lazar Berman studiert. Seit 1993 hat Mamikonian unter anderem in der New Yorker Carnegie Hall und der Londoner Wigmore Hall konzertiert und ist mit führenden amerikanischen und europäischen Orchestern aufgetreten. Und er wird sogar in Klaus Bennerts Anhang zu Joachim Kaisers Buch "Große Pianisten in unserer Zeit" erwähnt. Bennert spricht von einem Perfektionisten, "der momentan noch etwas zu sehr den virtuosen Aspekt in den Vordergrund stellt". Gleichzeitig bescheinigt er Mamikonian aber "geschmackliche Noblesse". Nach dem Trierer Abend zu schließen, hat sich an Mamikonians Vorliebe für das Virtuose nichts geändert. Vardan Mamikonian begann mit dem ruhigen, aber rhythmisch vertrackten "Dance Ounabi" des armenischen Komponisten Komitas (1869-1935), und anschließend spielte er drei Stücke des 1921 geborenen Armeniers Arno Babadschanian. Sowohl der lebhafte "Dance Vagarchabad" als auch die verträumte "Elegie" zeigen deutliche lateinamerikanische Einflüsse. Ganz anders das atonale, rasend schnelle "Poemie" mit seinen Klang-Kaskaden. Es folgte Ferruccio Busonis Klavierfassung der Chaconne d-Moll für Violine von Johann Sebastian Bach. Das unheimlich schwere Stück mag eine interessante Übung sein, ist aber doch eine musikalische Vergewaltigung oder zumindest eine Entstellung. Vardan Mamikonian entlockte dem hervorragenden Steinway-Flügel des Museums einen überaus glanzvollen, recht breiten Klang. Man fühlt sich bei seinem Spiel durchaus an Lazar Berman erinnert, auch an die große Türkin Idil Biret. Was dem Klang etwas fehlt, ist Tiefgang. Atmen und phrasieren kann dieser Pianist, und er weiß auch, wie man ein Tempo unmerklich anzieht oder zurücknimmt. Aber warum entsteht der Eindruck, dies alles sei genauestens einstudiert und lasse keine darüber hinausgehende Inspiration im Konzert zu? Nach der Pause erklingen die drei "Estampes" von Claude Debussy. Vor allem mit der "Soiree dans Grenade" und ihren andalusischen Anklängen konnte Vardan Mamikonian überzeugen. Zum Schluss zeigte Vardan Mamikonian dann, was er auf jeden Fall ist: ein großartiger Liszt-Interpret. Der "Valse oubliée" Nr. 1 und die unglaublich virtuose, rhythmisch betonte "Rhapsodie espagnole" waren der musikalische Höhepunkt des Abends.

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