Virtuose Zurückhaltung

HIMMEROD. (gkl) Ganz in weiblicher und dazu fast noch jugendlicher Hand liegt die zweite Hälfte der diesjährigen Orgelkonzerte in der Abteikirche in Himmerod, präsentiert vom Trierischen Volksfreund.

Wer Mareile Schmidts Konzert besuchte, um einen jugendlichen Heißsporn zu erleben, wurde enttäuscht. Das Spiel der 1982 geborenen Kölnerin zeichnete sich gerade dadurch aus, dass sie die einzelnen Werke wohlüberlegt, sachlich und sehr musikantisch anging, wobei sie es an den notwendigen Stellen nicht an Virtuosität fehlen ließ. Häufig kann man gerade bei jungen Organisten, wenn sie am Spieltisch eines großen Instrumentes sitzen, erleben, dass sie klanglich in die Vollen greifen, ihr Publikum mit Pleno- und Tuttiklängen geradezu überschütten. Nicht so bei Schmidt. Wohlüberlegt disponierte sie etwa Präludium und Fuge d-Moll, op. 37/3, von Felix Mendelssohn Bartholdy, schaffte es, ein in sich sehr geschlossenes Werk erklingen zu lassen, was längst nicht jedem Interpreten gelingt. Zu Beginn erklangen Toccata und Fuge in d-Moll, BWV 565, von Johann Sebastian Bach, von nicht wenigen als die Orgelkomposition schlechthin angesehen und von vielen Organisten durch Lautstärke und Geschwindigkeit auf einen rasanten Klangteppich reduziert. Auch hier zeigte Schmidt mit Zurückhaltung, dass dem Werk viel mehr innewohnt als nur virtuose Brillanz. Gerade diese kluge und angenehme Bescheidenheit ließen umso mehr den jubilierenden Duktus von Olivier Messiaens "L'Asencion" in den Vordergrund treten. Technisch absolut souverän ließ sie ein "Fröhliches Halleluja einer Seele, die nach dem Himmel verlangt" und die "Freudenausbrüche einer Seele vor der Herrlichkeit Christi" in schillernden Farben den Raum erfüllen.

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