Virtuose lässt sein Cello singen

BERNKASTEL-WEHLEN. (gkl) Sie hat eine jahrelange Tradition, die weihnachtliche Barockmusik im Kloster Machern. Regelmäßig am zweiten Adventssonntag musiziert das Bernkasteler Kammerorchester unter der Leitung von Wolfgang Lichter im festlichen Barocksaal, und die Musiker sowie die Kultur und Kur GmbH als Veranstalter können sich auf einen großen Publikumszulauf verlassen. Für dieses Jahr hatte Lichter gleich drei Solokonzerte und zwei reine Orchesterwerke in das Programm aufgenommen.

 Jung und virtuos: der 17-jährige Caspar Benedict Klöckner beim Weihnachtskonzert im Kloster Machern.TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Jung und virtuos: der 17-jährige Caspar Benedict Klöckner beim Weihnachtskonzert im Kloster Machern.TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Das Kammerorchester besteht seit über 40 Jahren und ist in der Region ein wohlbekannter Klangkörper. Lichter kennt als langjähriger Dirigent die Stärken und die Schwächen seines Ensembles sehr genau und führt das Orchester immer wieder an seine Grenzen, ohne sie zu überschreiten. Auch beim diesjährigen Weihnachtskonzert bestand das Ergebnis aus engagiert interpretierter Musik, die das Publikum ansprach und für festliche, vorweihnachtliche Stimmung sorgte. So etwa in der C-Dur Sinfonie, Opus 7/C 9, des Böhmen Johann Baptist Vanhall, bei der sowohl das sauber agierende Orchester als auch Lichters Interpretationsauffassung eindrücklich belegten, dass diesem Mozartzeitgenossen viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. In barocker Tonsprache hatte mit Johann David Heinichens "Concerto con due Corni da Caccia" und Johann Joachim Quantz‘ Konzert für zwei Flöten, Streicher und Basso continuo in g-Moll der Abend begonnen. Beide Kompositionen hinterließen einen schwerelosen, heiteren Eindruck, Heinichen mit strahlender Leuchtkraft, Quantz mit fast schon poetischer Lyrik. Die spieltechnischen Hürden, die beide Komponisten in die Solopartien eingearbeitet hatten, konnten weder die Hornisten Heribert Kröger und Michael Klink, noch die Flötistinnen Margret Koch und Gerda Koppelkamm-Martini in wirkliche Bedrängnis bringen. Mit großer Souveränität meisterten sie ihre Aufgabe. Um so unverständlicher muss es bleiben, dass diese vier Solisten nicht im Programmheft erwähnt wurden. Glänzender Mittelpunkt des Konzertes war freilich Joseph Haydns Konzert D-Dur, Opus 101, für Violoncello und Orchester. Für den Solopart hatte Lichter den gerade 17-jährigen Caspar Benedict Klöckner, Schüler des Landesmusikgymnasiums in Montabaur, gewinnen können. Trotz seines noch sehr jugendlichen Alters kann Klöckner schon auf eine beachtliche Vita verweisen. Schloss man während Klöckners Spiel die Augen, fiel es schwer, zu glauben, dass hier ein Jugendlicher den Bogen führt. Mit erstaunlicher Reife ließ er sein Instrument singen, schlug nicht nur das Publikum sondern auch das Orchester in seinen Bann. Den virtuosen Anforderungen war er ebenso problemlos gewachsen wie den kantablen Passagen, die er liebevoll ausformulierte und gestaltete, ihnen Leben einhauchte. Ein wahres Erlebnis, diesen jungen Künstler zu hören.

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