Vom Duft der Klänge: Grandiose Véronique Gens

Absolut, perfekt und vor allem außerordentlich sensitiv: der Liederabend von Véronique Gens in der Luxemburger Philharmonie fordert heraus zu einer Häufung von Superlativen.

Luxemburg. (mö) Die erste Phrase - und die Welt des Liedgesangs wird neu. Véronique entwickelt den Ton aus dem Pianissimo, beherrscht das Legato perfekt, glänzt mit einem weichen, aber präzisen Stimm-Einsatz, artikuliert Vokale und Konsonanten sauber und charakteristisch und tariert sie genauestens gegeneinander aus. Und vor allem: Sie findet den rechten Tonfall für jede Komposition dieses durch und durch französischen Liederabends im vollbesetzten Kammermusiksaal der Philharmonie. Gabriel Faurés Lieder entfalten ihren Reichtum an weit gespannter, mediterraner Melodik. Debussys "Chansons de Bilitis" atmen den distanzierten Reiz klingender Exotik. Reynaldo Hahns anspielungs- und zitatenreiche Liedkunst klingt bei ihr leger, aber frei von allem Dandyhaft-Verspielten. Den Gesängen von Jacques Offenbach gibt die Sängerin einen geist- und humorvollen Beiklang mit, ohne die Musik zur Parodie zu verzerren.Die "Banalités", die Francis Poulenc 1940 schrieb, enthüllen bei Véronique Gens noch eine ganz neue Seite: die rhythmische, körperliche Intensität, die aus dem Körper kommt. Diese Sängerin ist nicht nur in der musikalischen Lyrik zuhause. Sie verleiht Poulencs Musik eine fast satirische Distanz und eine begeisternde Vitalität zugleich. Klavier-Begleiter Jean-Philippe Collard setzt präzise die rhythmische Impulse, feilt den Klaviersatz aus und findet zu einem echten Gleichklang mit der Sängerin und ihrer überwältigend nuancierten Gesangskunst. Musik hat Farben, kann mit Wucht überwältigen und mit lyrischer Zartheit berücken.Hinreißend!

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