Vom Ende, das ein Anfang war

TRIER. Kriegsende im Mai 1945. Das Europäische Zentrum für Chorkultur und die Stadt Trier nehmen dieses Datum zum Anlass einer Veranstaltungsreihe. Sie soll nicht nur die Katastrophe damals reflektieren, sondern vor allem die Friedenszeit und die "Friedensarbeit" danach.

Nichts Außergewöhnliches? Auf dem Programm des Konzerts, das der Spee-Chor zu Pfingsten in der Abtei St. Matthias veranstaltet, steht die e-Moll-Messe von Anton Bruckner. Das Philharmonische Orchester Trier ist am Pfingstmontag dabei, Martin Folz dirigiert, und die Stadt tritt als Veranstalter auf. Scheinbar ein konventionelles Konzert. Aber sie musizieren noch eine zweite Komposition, das "Dresdener Te Deum" von Rudolf Mauersberger (1889-1971). Es ist Teil einer Trilogie, die der damalige Dresdener Kreuzkantor unter dem Eindruck seiner zerstörten Heimatstadt schrieb. Jetzt steht die erste Aufführung außerhalb Dresdens bevor. Martin Folz will das Werk Mauersbergers und die Bruckner-Komposition so miteinander verzahnen, dass eine gleichsam liturgische Einheit entsteht. Dieses Konzert ist Abschluss und inhaltliches Ziel einer Veranstaltungsreihe zum 60. Jahrestag des Kriegsendes. Carola Ehrt und Martin Folz vom Europäischen Zentrum für Chorkultur verstehen dieses Ende als Anfang. Darum dreht sich die von ihnen organisierte Reihe um die 60 Jahre "Friedensarbeit". Unter dem Titel "Bilder der Hoffnung" führt das Trier-Luxemburgische Kammerchorprojekt "Grenzgänger" Rudolf Mauersbergers Motette "Wie liegt die Stadt so wüst" auf - erster Teil der "Dresdener Trilogie", dazu Musik von J. S. Bach. "Friedensnetz" heißt ein Konzert mit dem Jugendchor aus Arlon, dem Jugendchor des Spee-Chors und einer Kantate über die farbige US-Bürgerrechtlerin Angela Davis. "Zeitenwende" nennt sich eine Nacht der Liedermacher zum Auf-, Um- und Zusammenbruch in Deutschland. Die vierköpfige Gruppe "fabuLyriker" bietet unter dem Titel "Uneinheitlich einheitlich" eine szenische Lesung über "Deutsches dies- und jenseits der Mauer" an. Und ein Podiumsgespräch "Neuanfänge" wird sich mit dem Thema "Kulturförderung als Friedensarbeit" befassen. Unauffällig, aber bedeutsam: das Projekt "Zeichen setzen - Gemeinschaft schaffen!" mit den fünften Klassen der Theodor-Heuss-Hauptschule in Trier-Nord.

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