Wittlich. (er) Schon der Augenschein machte klar, worum es hier ging. Oben auf der Bühne blühte Julia Kleiters Schönheit im roten Abendkleid neben Christoph Prégardiens schwarz gewandetem Ernst. Liebe war angesagt und der Geschlechterkampf der Gefühle. Hugo Wolfs Zyklus aus "Mädchen- und Männerliedern" nach Gedichten von Paul Heyse ist eine Collage aus 46 Miniaturen über das Wesen der Liebe. "Prégardien und Kleiter" illustrierten mit Stimme und Geste ein spannungsreiches vielfältiges Tagebuch der Liebe vom ersten Werben "Ein Ständchen Euch zu bringen" bis hin zur reifen Abgeklärtheit "Wenn mein Liebster steigt zum Himmel". Einmal mehr bestätigte Prégardien, dass er zu den besten Liedsängern dieser Zeit gehört. Und auch die in den Musikzentren dieser Welt umjubelte Julia Kleiter überzeugte in Wittlich als großes hoffnungsvolles Talent. Die beiden Sänger durchlebten mit ihrem Publikum wahre Wechselbäder der Gefühle. Julia Kleiters kraftvoller beweglicher Sopran, der eben noch hingebungsvolle Wärme verströmte, um gleich darauf in kristallener Klarheit zu strahlen und Christoph Prégardiens wunderbar disziplinierte Stimme verstanden sich auf das Auf und Ab der Liebe. Als kontrastreiche, bisweilen witzige Kammerstücke gaben sie Hoffen und Sehnen, Leidenschaft, rasende Eifersucht und ohnmächtigen Zorn, weltentrückte Schwärmerei und Koketterie und nicht zuletzt jene unfreiwillige Komik, die der Liebe auch zu eigen ist. Am Ende: "Alles besiegt die Liebe" schrieb der römische Dichter Ovid. Auch Kleiters weicher Sopran schmeichelte: "Komm lass' uns Frieden schließen". Das variantenreiche Konzert der Stimmen und Stimmungen rundete am Klavier Hilko Dumnos einfühlsames Spiel zum großen Liebeskonzert.