Es gibt Dinge, die ändern sich nie. Selbst bei den manisch progressiven Einstürzenden Neubauten. Dazu gehören das Stahlschlagzeug und der schwarze Dreiteiler des Sängers Blixa Bargeld. Außerdem spielen die Musiker bei Konzerten seit Jahren barfuß. Hier endet jedoch schon die Beständigkeit. Denn stilistisch erfinden sich die sechs Berliner mit fast jedem Album neu. "Perpetuum Mobile" heißt das neueste Werk, das all jene eines Besseren lehrt, die glaubten, nach "Silence is Sexy", "Ende Neu" und "Tabula Rasa" könne es keinen programmatischeren Titel mehr geben. Künstlerisch sind die Neubauten ständig in Bewegung. Vor 900 Zuhörern stellten sie ihr aktuelles Programm in der Kulturfabrik im luxemburgischen Esch/Alzette vor. "I'm not so good in Moselfränkisch", begrüßt Bargeld ungewohnt gut aufgelegt das Publikum und bleibt auch in den folgenden fast zweieinhalb Stunden bei englischen Ansagen. So manchen Einheimischen veranlasst diese vermeintlich weltmännische Eigenart zwischenzeitlich zu Unmutsbekundungen wie "Sprich deutsch". Das tut der exzentrische Frontmann jedoch nur in den Stücken. Und angesichts der teils kryptischen Texte ist dadurch noch keine bessere Verständlichkeit garantiert.Lekkerli nach dem Konzert: frisch gebrannte CDs

Während die Neubauten Anfang der 80er Jahre brachiale, willkürliche Geräuschmusik beziehungsweise Krach mit Presslufthämmern und alten Waschmaschinen produzierten, steht inzwischen die Entdeckung neuer Klangfarben, die sich sehr harmonisch ins Gesamtbild einfügen, im Vordergrund. Zwar spielen sie auch ältere Stücke, in denen auf Metallröhren, Blechen und Stahlfedern herum gehämmert wird, doch zeigen die neuen Titel wie "Ein leichtes leises Säuseln" und "Ozean und Brandung", dass es musikalisch und thematisch in eine ganz andere Richtung geht. Mit Druckluft werden sanfte Windgeräusche erzeugt, Stanniolpapier bringt imaginäres Blattwerk zum Rascheln. Die Neubauten haben den Maschinenraum verlassen und die Natur für sich entdeckt. Avantgardistisch ist die Band auch im Vermarktungsbereich. Der gesamte Auftritt wurde wie alle anderen Konzerte der Tour mitgeschnitten und nach dem letzten Stück als Doppel-CD verkauft. Nicht nur musikalisch sind die Neubauten stets ihrer Zeit voraus.