Vom Reiz der Baustellen

Mit "Stückwerk(e)" überbrückt das Rheinische Landesmuseum die Zeit zwischen Konstantin und neuer Dauerausstellung Man kennt das: Interimslösungen laufen leicht Gefahr, nichts Halbes und nichts Ganzes zu sein. Anders beim Rheinischen Landesmuseum Trier: Dort wird auch aus "Stückwerk(e)" eine komplette und reizvolle Schau.

 Humorvoll abgetrennt: Ein „Bauzaun“ mit Guckloch im Landesmuseum. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Humorvoll abgetrennt: Ein „Bauzaun“ mit Guckloch im Landesmuseum. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) Karin Goethert macht es wie weiland Martin Luther. Wenige Tage bevor ihr aktives Berufsleben zu Ende ist, hat die Museumschefin - selbst Interimsfrau - noch einen musealen Apfelbaum gepflanzt, der schon jetzt ergiebig Früchte verspricht. Statt sich halbherzig in beengte Verhältnisse zwischen Konstantin-Abbau und Aufbau der neuen Dauerausstellung zu fügen, haben sich die Archäologin und ihr Team ausdrücklich zur Baustelle bekannt. "Stückwerk(e)", die Ausstellung zwischen den Ausstellungen, ist kein Sammelsurium an Bruchstücken, sondern ein überzeugendes Programm mit schlüssiger Konzeption. Und die ist auch das eigentlich Spannende. "Wir wollen zeigen, wie sich das Museum verändert und sich Neuem öffnet", erklärt Goethert. Woraus folgt: "Wir zeigen Bekanntes und weniger Bekanntes in andersartiger Gestaltung". Anhand ausgewählter Stücke wird der hervorragende Bestand des Hauses demonstriert. Herausragende Grabmäler sind zu bestaunen, das berühmte Monnus-Mosaik und Teile des Münzschatzes als Hinweis auf die bedeutende Münzstätte Trier. Für Mittelalter und Neuzeit steht das umkämpfte Rheineck-Grabmal. Als Rauminstallation, die über mehrere Stockwerke reicht, zieht sich die Schau durchs Haus. "Wir holen das Mittelalter aus dem Depot", ist an einem Zaun zu lesen. Frisch und informativ kommt die Inszenierung daher, dazu ausgesprochen aktuell. Schließlich hat die Beschäftigung mit der Geschichte derzeit in der Konzeptkunst Hochsaison. "Es ist unglaublich, was sich hier an Schätzen auftut", staunt Moritz Schneider vom neo.studio Berlin, das die Gestaltung besorgt hat. Das Büro, das bereits mit der Ausstellungsarchitektur für Konstantin beauftragt war, ist auch für die neue Dauerausstellung engagiert. Ein "Raumparcours" von 4000 qm ist dort geplant. Dazu sollen 1200 qm für Sonderausstellungen kommen. Schon mit "Stückwerk(e)" bekommen Besucher einen Vorgeschmack, was sich in der neuen Dauerschau verändern wird. Informationen werden übersichtlicher, kürzer, verständlicher.Öffnungszeiten: Di - So 9.30-17.30 Uhr, 3.-5. Februar (Fastnacht) sowie 21. März (Karfreitag) geschlossen, Tel.: 0651/ 9774-0, www.landesmuseum-trier.de

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