Von Lachanfällen und ewig jungen Detektiven: "Drei ???"-Sprecher über Peter Shaw, gute Hörspiele und Hürden beim Liveauftritt

Trier · Seine Stimme ist unverwechselbar: Als Sprecher des "Drei Fragezeichen"-Detektivs Peter Shaw ist der Schauspieler und Synchronsprecher Jens Wawrczeck seit 35 Jahren im Geschäft. Am 29. Mai kommt er mit seinen Kollegen zum Livehörspiel nach Trier. Im TV-Interview erzählt er, was er für seinen Beruf braucht, was spannende Fälle ausmacht und warum die drei Detektive in 172 Hörspielen nie ihr Alter verraten haben.

 Unterwegs auf Livehörspiel-Tour (von links): Oliver Rohrbeck (alias Justus Jonas), Andreas Fröhlich (alias Bob Andrews) und Jens Wawrczeck (alias Peter Shaw) leihen den „Drei Fragezeichen" in der beliebten ´Detektivreihe ihre Stimmen. Foto: Christian Hartmann

Unterwegs auf Livehörspiel-Tour (von links): Oliver Rohrbeck (alias Justus Jonas), Andreas Fröhlich (alias Bob Andrews) und Jens Wawrczeck (alias Peter Shaw) leihen den „Drei Fragezeichen" in der beliebten ´Detektivreihe ihre Stimmen. Foto: Christian Hartmann

Trier. Die Sprecher der Hörspiel-Reihe "Die drei Fragenzeichen", kurz: "drei ???", sind auf Tournee durch Deutschland: Am 29. Mai 2015 gastieren Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich mit dem Livehörspiel "Phonophobia - Sinfonie der Angst" (siehe Hintergrund) in der Arena Trier. TV-Mitarbeiterin Ariane Arndt-Jakobs hat sich mit Jens Wawrczeck über die Welt der drei ??? und die Kunst des Einsprechens unterhalten.

Sie klingen ja wirklich wie Peter Shaw ...
Jens Wawrczeck: Obwohl ich es nicht bin (lacht).

Passiert es Ihnen im Alltag oft, dass Menschen Sie als zweiten Detektiv identifizieren, wenn Sie etwas sagen?
Wawrczeck: Ja, häufiger. Besonders, wenn ich lache. Manchmal sitze ich mit jemanden im Restaurant und bespreche mit ihm Dinge, die eigentlich nur für vier Ohren gedacht sind. Und dann kommt der Kellner und fragt: Entschuldigen Sie, dürfte ich ein Autogramm haben? Sie sind doch sicher Peter Shaw von den drei ???. Dann überlege ich: Was habe ich eigentlich in den letzten 20 Minuten erzählt?

Seit 1979 sind insgesamt 172 Hörspielfolgen erschienen. Gefallen Ihnen die alten Folgen besser als die neuen?
Wawrczeck: Nein. Es gibt Puristen, die sagen, die ersten 30 Folgen seien unschlagbar. Das kann ich nicht beurteilen, weil ich sie nicht so im Ohr oder in der Erinnerung habe wie die Fans, die die Folgen oft hören. Aber ich weiß, was ich als Schauspieler empfinde, wenn ich ein Manuskript lese. In den letzten Jahren waren einige sehr gut geschrieben und ließen sich sehr gut spielen. Allerdings trauere ich der Zeit ein wenig nach, als noch Hörspiel-Urgesteine, die auch große Theaterschauspielerinnen waren, dabei waren. Diese Ladys wie Gisela Trowe, Katharina Brauren und Marianne Kehlau waren unglaublich professionell und fantastisch. Wie sie mit einem gespielt haben, wie sie ihre Situationen gespielt haben ... Da konnte man einfach nur dasitzen und lernen.

Wann ist eine Folge gelungen?
Wawrczeck: Wenn die Dialoge passen und flott sind, wenn etwas passiert, und es nicht nur endlose Erklärungen gibt. Alles, was man über Handlungen und Dialoge erzählen kann, ist spannender als ein Monolog. Vor allem muss aber die Geschichte gut sein. Das ist eine Herausforderung. Die Frage ist: Wie viele Fälle kann man erzählen? Wie viele können gut sein? Da wird es immer Schwankungen geben. Seit 1979 sind alle Hörspiele Variationen bestimmter Fälle. Denn als ???-Autor muss man sich an Eckdaten halten. Es darf keine Leichen geben, kein Blutbad, es darf keine Fäkalsprache vorkommen. Das schränkt die Handlungsfreiheit ein.

Eine weitere Herausforderung für die Autoren ist es sicher,"moderne Elemente" wie Internet und Handy zu integrieren, ohne ???-typische Elemente wie Kreidezeichen oder Zeitungsarchiv-Recherche überflüssig zu machen …
Wawrczeck: Zu konkrete Bezüge zur Wirklichkeit versuchen wir zu vermeiden. Das wäre extrem uncharmant. Wie wunderbar war es, als im Film noch Telefone klingelten. Einer meiner Lieblingsfilme ist ,Mitternachtsspitzen\', in dem Doris Day durchs Telefon terrorisiert wird. Das Telefonklingeln ist wie Bernard Herrmanns Filmmusik bei Hitchcocks "Psycho". Das hackt auf die Nerven. Mit einem Handy ist das anders. Bei den drei ??? vermeiden wir auch das Thema Alter. Wir sind nicht 14, nicht 18, wir sind als Trio irgendwie alterslos.
Bei einem Liveauftritt fragt An-dreas Fröhlich (alias Bob) Sie (alias Peter), wie alt Sie sind. Und Sie antworten: "Immer noch zwei Jahre älter als ihr."
Wawrczeck: Echt? Das weiß ich gar nicht mehr. Das war dann wirklich improvisiert. Ich bin nämlich zwei Jahre älter als Oliver und Andreas. Gute Antwort, Herr Wawrczeck ...

Wie wichtig ist die Schauspielausbildung fürs Einsprechen von Hörspielen und -büchern?
Wawrczeck: Natürlich gibt es Quereinsteiger, die, weil sie eine schöne oder interessante Stimme haben, mitsprechen dürfen und so begabt sind, dass sie in dem Beruf bleiben. Aber obwohl ich schon mit elf Jahren angefangen habe, habe ich nach dem Abi eine Schauspielausbildung gemacht. Ich brauchte noch eine andere Art von Korrektur. Am wichtigsten beim Einsprechen ist: Man muss dem Partner zuhören. Je besser man zuhört, desto besser kann man reagieren. Wenn ich ein literarischeres Hörspiel mache, ist die Stille sehr spannend, wenn man mal gar nichts hört. Das ist bei den drei ??? nicht oft der Fall, aber das ist ja auch ein anderes Genre. Die ideale Hörbuch-Aufnahme wäre für mich, dass ich den Text nur denke und nichts sage. Aber so weit sind wir noch nicht.

Hören Sie sich die Hörspiele an, die Sie einsprechen?
Wawrczeck: Ich höre keine Hörspiele. Auch keine Hörbücher. Ich bin zu nah am Prozedere. Ich habe ein eigenes Hörbuchlabel, Audoba. Da veröffentliche ich Stoffe, die mich wirklich interessieren und die sonst keiner herausbringt. Und ich muss die Hörbücher als letzte Kontrolle anhören. Das ist für mich immer ein Inferno. Weil ich denke, ich könnte alles noch mal besser machen. Ich bin gnadenlos mit mir. Und ich bin heute gnadenloser mit mir, als ich es vor 30 Jahren war. Selbst zu den ???-Aufnahmen gehe ich mit mehr Respekt und Verantwortungsgefühl als früher. Mir ist schon bewusst, dass das Produkt viele Menschen erreicht. Und selbst, wenn die Geschichten ab und zu nicht so gut sind, müssen wir auf der Höhe sein.

Wie schaffen Sie es, sich bei den Liveauftritten nicht von den herzhaften Lachern aus dem Publikum anstecken zu lassen?
Wawrczeck: Ich antworte mal ganz sachlich: Das ist mein Beruf, ich bin Schauspieler. Die Tour ist zwar ein großer Spaß, aber auch Arbeit. Die größte Herausforderung ist es, alles so locker-flockig erscheinen zu lassen. Ich glaube, ich kann noch am ehesten durchatmen und bleibe in meiner Rolle. Oliver dagegen ist eine absolute Lachwurz. Der muss nur ein Kichern hören ... Dann schaue ich ihn streng an, nach dem Motto: Komm, wir machen jetzt weiter. Das ist eine spannende Stelle, egal, ob in Reihe drei jemand einen Herzinfarkt bekommt vor Lachen. Das ist manchmal ein richtiger Kampf auf der Bühne.

Was erwartet die Fans bei Phonophobia?
Wawrczeck: Die meisten können sich nicht wirklich vorstellen, was bei einem Livehörspiel stattfindet. Die denken, da sitzen drei Schauspieler, die ein Manuskript lesen. Aber es ist eine Show. Wir haben eine tolle Technik. Es gibt vier wunderbare Musiker. Es gibt den grandiosen Geräuschemacher. Es ist ein Multimedia-Spektakel. Wir nutzen sämtliche Zutaten, die eine große Bühnenshow braucht. Und trotzdem ist es für die Fans ein intimer Abend. Aber die Veranstaltung funktioniert auch für Menschen, die die drei ??? nicht kennen. Das ist wichtig: Das Produkt muss auch funktionieren, wenn es keine Fanveranstaltung wäre. arnExtra

Das Detektivtrio "Die drei Fragezeichen" ermittelt in und rund um Rocky Beach, eine fiktive Küstenstadt in Kalifornien. Der Chef ist Justus Jonas, der zweite Detektiv ist Peter Shaw, als dritter im Team ermittelt Bob Andrews. Das erste ???-Buch in Deutschland erschien 1968 im Kosmos Verlag. 178 Fälle haben die drei bislang gelöst, als Hörspiel erschien gerade die 172. Folge bei Europa. Seit dem ersten Hörspiel "Die drei ??? und der Super-Papagei", das im Oktober 1979 erschien, leihen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich den Detektiven ihre Stimmen. Der Fall "Phonophobia" wurde speziell für die Live-tournee geschrieben. Die Detektive geraten darin in ein mysteriöses Institut, in dem Orchester-Musiker mit Klängen die Illusion von Farben, Gerüchen und Geschmack bei den Zuhörern erzeugen können. Eine Wunderwelt mit Schattenseiten: Die Sinfonie Phonophobia wird zur großen Gefahr ... 23-mal ist das Trio mit der Show schon aufgetreten - vor insgesamt 150 000 Zuschauern. Wegen des Erfolgs wurde die Tour um elf Termine verlängert. Am 29. Mai 2015 ist die Show in der Arena Trier zu Gast. Neben den Detektiv-Darstellern sind einige weitere Sprecher dabei. Das Technikequipment ist so umfangreich, dass es in vier Trucks mit 40-Tonnen-Aufliegern transportiert wird. arn dreifragezeichen.de Extra

Der Trierische Volksfreund und Popp Concerts verlosen 3x2 Karten für das Livehörspiel in der Arena Trier (29. Mai) und drei CDs von "Die drei ??? und der Eisenmann", Folge 172 der beliebten Hörspielreihe. Und so können Sie gewinnen: Einfach die Hotline 01379/375005 anrufen, Name, Anschrift und als Lösungswort "???" angeben. Online-Teilnahme ist möglich unter www.volksfreund.de/danke Teilnahmeschluss ist der 18. Dezember 2014, ein Anruf aus dem deutschen Festnetz kostet 50 Cent, abweichende Preise aus dem Mobilfunk. Die Gewinner werden von uns benachrichtigt und am Samstag, 20. Dezember, auf der Wir-für-Sie-Seite bekanntgegeben. Wollen Sie lieber direkt die Tickets kaufen? Ganz einfach: 0651/7199-996 oder ticket.volksfreund.de redExtra

Seine erste Hörspielaufnahme machte Jens Wawrczeck, geboren 1963 in Dänemark, mit elf Jahren: Er sprach "Krümel" aus Astrid Lindgrens "Die Brüder Löwenherz". Bis heute ist er dem Hörspiel treu geblieben. Sein Debüt am Theater gab er mit 13 Jahren an den Hamburger Kammerspielen. Seit seiner Schauspielausbildung in Hamburg, Wien und New York steht er regelmäßig auf der Bühne. In Bad Hersfeld erhielt er für seine Darstellung des Edgar in Shakespeares "König Lear" den Kritiker- und Zuschauerpreis. Zudem arbeitet Wawrczeck als Hörbuch- und Synchronregisseur, Sänger, Autor und Übersetzer. arn

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