Von Memphis an die Mosel

Bernkastel-Kues · Kaum jemand kennt den Blues der 1920er und 30er so gut wie Dr. David Evans, Musikprofessor aus Memphis. Die Blueskoryphäe ist am 6. und 7. Juni für ein Konzert und einen Workshop zu Gast in Bernkastel-Kues.

 Professor und Musiker: David Evans spielt in Bernkastel-Kues. Der Grammy-Gewinner gilt als ausgewiesener Bluesexperte. Foto: Verlinden

Professor und Musiker: David Evans spielt in Bernkastel-Kues. Der Grammy-Gewinner gilt als ausgewiesener Bluesexperte. Foto: Verlinden

Foto: (g_kultur

Bernkastel-Kues. Blues: Wer da automatisch an klagende Gitarren denkt, an Trauer in Töne gepackt, das Gemüt kauert im Dauerregen - der kennt nicht das ganze Bild. Nur die Wetterseite, das Regenschema.
So ähnlich könnte es André Licht nennen. Der aus Bernkastel-Kues stammende Student und Musiker hat sich intensiv mit der Bluesmusik der 1920er und 30er befasst. Mit frühen Blueshelden wie Charley Patton oder Tommy Johnson. Die mögen heute nicht mehr ganz so bekannt sein wie Howlin\' Wolf oder Muddy Waters. Aber ihr Einfluss war groß. "Patton hatte früh einen Status, der so gar nicht ins stereotypische Bild eines Afro-Amerikaners im Mississippi der 1920er passt, das man aus Filmen kennt", sagt André Licht. "Der Typ war ein Entertainer - ein Rockstar."
Blues - das sei Entertainment gewesen, für die schwarze und weiße Bevölkerung gleichermaßen. Kraftvoll, intensiv, leidenschaftlich. Und zwar zum Tanzen - und nicht zum Ins-Bier-Weinen. "Das strotzte nur so vor Energie und Freude. Irgendwas ist schiefgelaufen, dass die Mehrheit nur die traurige Komponente des Blues kennt", findet Licht. Bei der wissenschaftlichen Arbeit stieß er schnell auf David Evans, Bluesmusiker seit über 50 Jahren und Musikprofessor an der Universität Memphis, wo auch André Licht einige Monate studierte. Der Bernkasteler hat den Amerikaner im vergangenen Jahr bei einem Konzert gesehen: "Das war echt stark. Authentischer und ursprünglicher geht es kaum."
Bluesfans aus der Region werden am Samstag, 6. Juni, Gelegenheit haben, sich selbst ein Bild von Evans\' Können zu machen. Dann spielt der Amerikaner, der für einen Essay über Patton im Jahr 2002 einen "Grammy" erhielt, in Bernkastel-Kues (20.30 Uhr, Jugendherberge). Das Konzert wird präsentiert vom Verein für Kunst, Kultur und Inklusion. Evans hat Konzerte auf fünf Kontinenten gespielt. Er gilt als Meister der akustischen Bluesgitarre - in Theorie und Praxis.

Extra

Tipp für Gitarristen: Neben dem Konzert am 6. Juni (Bernkastel-Kues, Jugendherberge, 20.30 Uhr - 8 Euro, ermäßigt 6 Euro) bietet David Evans am 7. Juni auch einen Workshop in Bernkastel-Kues an (11.30 Uhr, Kosten: 40 Euro inkl. CD). Folgende Lieder sollen dabei in alter Bluestradition gespielt werden: "Kind Hearted Woman Blues" (Robert-Johnson-Stil), "Careless Love" (Blind Boy Fuller-Stil), "Canned Heat Blues" (im Stil von Tommy Johnson) und "Poor Boy Long Way from Home". AF Workshop-Anmeldung per Mail an: bluesworkshop@ pferdefest.de

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