Von Rost keine Spur

Immer wieder 68: Zwei "Kraut rock"-Bands feiern gerade ihre Bühnenjubiläen mit ausgedehnten Touren: Seit je 40 Jahre machen die deutschen Bands "Birth Control" und "Guru Guru" ihren ausschweifenden Powerrock. Im Exhaus spielten sie zusammen vor gut 150 Zuhörern. Präsentiert wurde das Konzert vom Trierischen Volksfreund.

Trier. (fgg) Wo der Begriff "Kraut rock" genau herstammt, ist nicht sicher zu eruieren: Gerne wird er dem legendären britischen DJ John Peel zugeschrieben, der auf jeden Fall Ende der Sechziger dazu beitrug, die Musik des "Krautrock" populär zu machen. Dabei bekamen vereinzelt auch Bands, die gar nicht originär aus Deutschland kamen, das Label verliehen: "Krautig" war eben nicht nur die geographische Herkunft, sondern vor allem der Charakter der Musik: Da trafen wilder Blues und Rock auf teutonische Verkopftheit und heraus kam kraftvoller, oft epischer Kunstrock in vielen Schattierungen: Vom Sphärisch-Psychedelischen (Amon Düül) übers Elektronische (Tangerine Dream) bis zur Avantgarde (Can) reichte das Spektrum. Viele Bands waren eng verflochten mit den politischen Bewegungen der Zeit, ein Tribut an die kämpferischen "Ton Steine Scherben" spielte jüngst in der Tufa.

Im Exhaus machten jetzt zwei Rock-Dinos im Rahmen ihrer gemeinsamen Jubiläumstour Halt: "Guru Guru" und "Birth Control" spielen seit jeweils 40 Jahren und haben auch sonst so einiges, aber nicht alles, gemeinsam: So ist in beiden Bands das einzige Gründungsmitglied der Sänger, der gleichzeitig Schlagzeug spielt. Bei den Gurus machte Mani Neumeier diesen Job ebenso mitreißend wie seine Mitspieler: Die spulten - gelernt ist halt gelernt - extrem spielfreudig ein Programm aus alten Hits und neuen Songs ab. Die 1968 gegründete Band hatten von Anfang an einen stark politischen Bezug: Die Musiker spielten in Knästen, lebten in Kommunen und bliesen zum "LSD-Marsch". Ihren größten Hit, den "Elek trolurch" blieben sie auch in Trier den Fans nicht schuldig. Nach Neumeier setzte sich Bernd "Nossi" Noske an die Drums: Schon 1968 löste der das damalige Gründungsmitglied, den heutigen Produzenten Hugo Egon Balder, ab: Balder stieg nach einem Autounfall aus und vergab später Länderpunkte, während Noske mit wechselnden Mitstreitern psychedelischen Hardrock machte.

Unter den gut 20 Alben, deren Cover gerne mal mit kinderfressenden Monstern provozierten, war "Hoodoo Man" ein Meilenstein. Als 1983 der Gitarrist Bruno Frenzel acht Jahre nach einem auf der Bühne erlittenen Stromschlag an dessen Folgen starb, war dies das vorläufige Ende für "Brain Control". Erst 1993 erwachte die Band wieder zu neuem Leben. Beim Auftritt im Exhaus zeigten sich die Musiker ebenso gut aufgelegt wie "Guru Guru", von Rost keine Spur. Knackigen Riffs folgten lange, schwelgerische Instrumentalparts. Besonders die Klangtrips des Gitarristen Peter Engelhardt zogen das Publikum in ihren Bann. Nach Songs wie "Trial Trip" und "Back From Hell" waren auch die Geburtenkontrolleure mit "Gamma Ray" in der Hitpflicht, der das Quartett aber sichtlich gerne nachkam.

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