Von Wegen Lisbeth - Am Dienstag gibt`s Sushi

Trier · Die Berliner Popband Von Wegen Lisbeth gehört zu den großen Aufsteigern des Jahres. Der TV sprach vor der Rückkehr nach Trier mit Sänger Matze Rohde über "Schmand" à la Tim Bendzko und die "ranzige" Echo-Verleihung.

 Alles so schön bunt hier: Für die Berliner Band Von Wegen Lisbeth läuft's derzeit rund. Foto: Nils Lucas

Alles so schön bunt hier: Für die Berliner Band Von Wegen Lisbeth läuft's derzeit rund. Foto: Nils Lucas

Foto: www.nils-lucas.de (g_wissen

Trier Im Juli 2015 erfüllt sich für die Berliner Band Von Wegen Lisbeth in Trier ein Wunsch. Okay, es ist vielleicht nicht der eine, über allem schwebende Lebenstraum, der beim Open Air im Schatten der Kaiserthermen wahr wird. Aber der gemeinsame Auftritt mit den österreichischen Durchstartern von Bilderbuch - an den erinnert sich Sänger und Gitarrist Matthias Rohde, von allen nur Matze genannt, auch über zwei Jahre später noch gerne. "Das war megageil", sagt er im Telefonat mit dem TV. "Von Trier haben wir zwar nicht so viel gesehen. Aber wir haben gute Erinnerungen an das Festival. An dem Abend haben nur Bilderbuch und wir gespielt. Wir waren total beeindruckt, dass sie so eine Show abgezogen haben - auch wenn relativ wenige Leute da waren."

Was sich seitdem für Von Wegen Lisbeth geändert hat? Einiges. Am Dienstag, 17. Oktober, spielen die Berliner zum zweiten Mal in Trier. Keine 100 Meter von der Palaestra entfernt, in der Tufa. Diesmal als Headliner. Und dieses Mal wird's voll. Das Konzert ist bereits ausverkauft, wie fast alle ihre Shows in diesem Jahr. Kein Grund durchzudrehen, findet Rohde. "Unser Privatleben hat sich dadurch nicht verändert. Wir haben letztes Jahr sogar noch mehr Konzerte gespielt - aber jetzt kommen mehr Leute, das ist anders. Die Crew ist ein bisschen größer, und wir haben nun einen eigenen Lichtmann dabei. Aber wir fahren immer noch selber mit dem Kleinbus, bauen alles selbst auf."

Und nach der eigenen "Hallo Dispo"-Tour geht's Ende Oktober gleich weiter durch die größten Hallen des Landes - dann als Support für Kraftklub. Die fünf Mittzwanziger sind weit davon entfernt, sich plötzlich vom Erfolg erschlagen zu lassen oder abzuheben. Schon im siebten Schuljahr fanden sie zusammen. Keine Standardband, kein Standardweg: Erst wurden sie Freunde, dann erst Bandkollegen. Eine ziemlich perfekte Basis. "Wenn wir nicht so dicke Kumpels wären, hätten wir wohl schon nach einem Jahr gesagt: 'Alter, das geht so nicht'. Man hängt nur aufeinander rum, wenn man auf Tour ist. Klar nervt man sich auch mal. Aber wir kennen alle die Macken der anderen auswendig. Wir müssen uns nichts vormachen."

Der Sänger und Gitarrist schreibt die meisten Texte in der Band. Die sind auch ein Grund, warum Von Wegen Lisbeth immer größere Hallen füllen. Alltagsbeschreibungen aus der Kneipe, aus der S-Bahn, gern auch mal ein bisschen überzogen, jedenfalls anders und amüsanter als das, was das Formatradio zu bieten hat. Wie etwa die vertonte Botschaft an die Ex-Freundin in "Meine Kneipe": "Schneid' dir die Haare, mach' jetzt Ballett, schmeiß doch dein Studium oder werd plötzlich fett. Hass' deinen Bruder, lieb' die AfD, zieh' doch nach Brooklyn oder Fürstenwalde/Spree", um dann im Refrain zu fordern: "Mach, was du willst. Aber bring nie wieder deine neuen Freunde in meine Kneipe!" Auch "Sushi" wurde ein Hit.

Der immer größere Erfolg ist so verdient wie gewollt. Aber mit Mainstream und Establishment will die Popband mit dem Faible für ungewöhnliche Instrumente nun wirklich nichts zu tun haben. Für das Video zum Song "Bitch" gab's in diesem Jahr zwar den "Echo". Aber die Begeisterung darüber hält sich in engen Grenzen. Matthias Rohde hat jedenfalls eine deutliche Meinung dazu. "Wir haben die Veranstaltung zu Hause vor dem Fernseher angeschaut und gedacht: Alter, ist das ranzig! Wir waren echt froh, dass wir da nicht aufgekreuzt sind", sagt er dem TV. "Dass die uns den Preis gegeben haben, ist natürlich cool und eine Ehre, aber mit dem ,Echo' an sich wollen wir eigentlich nichts zu tun haben."
Die Band hatte sich selbst mal als "Indie-Pop" bezeichnet. Was per se nicht schlimm wäre - gäbe es da nicht die anderen selbsternannten Indie-Pop-Bands. "Wir hatten irgendwann mal bei Myspace angegeben, dass wir Indie machen - das war ein Fehler. Was ich mit deutschem Indie-Pop verbinde, ist richtige Schmandmusik. Tim Bendzko und so was. Deswegen sagen wir jetzt, dass wir Popmusik machen. Das ist ein sehr viel größeres Genre."
17. Oktober: Tufa Trier (ausverkauft)

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