Von elegant bis derb

Morbach-Weiperath. (gkl) Im Hunsrück, zwischen Weiperath und Hunolstein, findet sich die Walholzkirche. Nachdem die Schülersmühle als Veranstaltungsort für die Reihe "Bach am Bach" weggefallen ist, haben die "Mosel Festwochen" hier eine Alternative gefunden.

Es war einfach alles stimmig, als Amit Peled, ein junger israelischer Cellist mit Wohnsitz in Berlin und einer Professur in Baltimore, vor dem schlichten Altar der Kapelle Platz nahm, um die vierte bis sechste Solo-Suite von Johann Sebastian Bach, BWV 1010 - 1012, zu interpretieren (die Suiten eins bis drei standen am Abend zuvor auf seinem Programm in St. Aldegund). Die Bachschen Solo-Suiten, obschon wahrscheinlich "nur" als ein Lehrwerk konzipiert, gelten bis heute als ein Maßstab jedweder Cello-Literatur, tiefgründig im Inhalt und in höchstem Maße anspruchsvoll für den Ausführenden. Wenn sich auch formal der Ablauf immer wiederholt, so ist doch jede Suite für sich ein unikates Meisterwerk mit eigener Aussagekraft. Peled gelang in der Walholzkirche, freilich unterstützt von der Atmosphäre des Konzertortes, was nur wenigen Künstlern möglich ist: Alles reduzierte sich auf die Musik. Ihre Interpretation nahm die Zuhörer gefangen und trug sie fort aus der Gegenwart. Die Leichtigkeit, mit der Peled seinem Instrument die Klänge entlockte, ließ auch ihn in den Hintergrund treten, verführte das Publikum dazu, die Augen zu schließen und sich nur noch dem Genuss hinzugeben. Jeder Suite verlieh Peled ihren ganz eigenen Charakter, vom eleganten Tanz bei Hofe bis hin zum derben, urwüchsigen Vergnügen der Bauern. Wenn man überhaupt eine Abstufung vornehmen kann, so war zweifelsohne die fünfte Suite, mit Skordatur gespielt, der emotionale Höhepunkt. Getragen von einer für diese Musik exzellenten Akustik füllte sich der Kirchenraum mit einer Masse an Wohlklang, dass der Besucher doch einmal schauen musste, ob wirklich nur ein Cellist da vorne saß. Bei aller Großartigkeit, die Konzerte mit gewaltigen Orchestern haben mögen: Die Fülle der klanglichen Vielfalt, ausgehend von nur einem Instrument und nur einem, allerdings überragenden Musiker, machte das Konzert zu einem Erlebnis, das nur sehr schwer überboten werden kann.

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