"Von zwei bis drei auf über fünfzehn"

TRIER/HAMBURG. Die Nachfrage nach Büchern von und über den gestorbenen Papst Johannes Paul II. ist nach oben geschnellt: Das "Börsenblatt" berichtet in seiner neuesten Ausgabe, dass bereits mehrere Titel in der vergangenen Woche vergriffen waren.

Die einschlägigen Titel klettern auf einschlägigen Bücherlisten immer höher: Auf der Bestsellerliste des "Spiegel" sind die unter dem Titel "Erinnerung und Identität" erschienen Gespräche von Johannes Paul II. von Platz 14 auf neun gestiegen. Und die Taschenbuchausgabe der Biografie "Johannes Paul II - Das Geheimnis des Karol Wojtyla" von Andreas Englisch hat einen gewaltigen Sprung gemacht: von Rang 35 auf Rang 14. Den Interessenzuwachs kann Michael Caspers von Triers größter Buchhandlung Interbook bestätigen. Seit dem Tod des Pontifex hat ein Run auf die Papst-Bücher eingesetzt; allein der Verkauf von Englischs Biografie sei um hundert Prozent nach oben geschnellt. Allerdings sei das Interesse an dem Polen schon immer sehr groß gewesen: "Je präsenter er in den Medien wurde, um so häufiger fragten Kunden nach Literatur über ihn und auch von ihm. Da gibt es eine eindeutige Wechselbeziehung", so Caspers. Wie kein zweiter vor ihm wusste der Papst schließlich um die Macht der Medien - und wie sie zu nutzen waren. Das Interesse erstrecke sich übrigens auf alle Alters- und Publikumsschichten, was auch daran liege, dass viel der Bücher verschenkt wurden. Laut Caspers wird der Boom der Bücher über den Papst auch noch eine Weile anhalten - zumindest so lange, bis der nächste Pontifex im Amt ist: Derzeit sei auch die Frage nach nach dem 2001 erschienenen Buch "Die Papstmacher" über die Qualen der Wahlen im Vatikan deutlich gestiegen. Das "Börsenblatt" verzeichnet derzeit 62 Buchtitel, deren Autor oder Mitverfasser Johannes Paul II. ist. Darüber hinaus sind mehrere hundert Titel über ihn allein in deutscher Sprache erschienen. Und das Interesse ist gewaltig: Zwei Tage nach seinem Tod war die "Bild-Biografie Papst Johannes Paul II." des Chronik Verlags vergriffen. Viele Titel wurden eilends nachgedruckt - zumal auch um den 18. Mai herum, an dem der Papst 85 geworden wäre, mit einem weiteren Bücherboom zu rechnen ist. Zahlreiche Verlage haben bereits angekündigt, überarbeitete Biografien auf den Markt zu bringen - ebenso wie Sachbücher, die auf den neuesten Stand gebracht werden. Von diesem Boom profitieren auch die Buchläden in der Region. Ulla Lutz von der Buchhandlung Schiwek in Bitburg nennt ebenfalls die magische Zahl 100: Um so viel Prozent sei die Nachfrage in ihrem Geschäft gestiegen. Je kränker der Mann aus Rom wurde, umso mehr wollten die Kunden über ihn erfahren, so die Buchhändlerin. Ein Trend, den auch Christel Werner von der gleichnamigen Buchhandlung in Daun bestätigen kann: "Fünf bis sechs Titel halten wir im Angebot. Zu ,normalen‘ Zeiten haben wir etwa zwei bis drei Bücher pro Tag über Johannes Paul II. verkauft; seit seinem Tod gehen täglich etwa 15 Bücher über den Ladentisch." Der Boom sei bis heute ungebrochen; ein Ende nicht absehbar. Die Möglichkeit, weiterhin vom Interesse an allem Vatikanischen zu profitieren, sieht Christel Werner dagegen nicht: Zur Papstwahl selbst sei ja alles schon gesagt und geschrieben worden. Und da der neue Papst kaum mit einer fertigen Autobiografie in den Vatikan ziehen wird, dürfte das literarische Interesse sich bis weiteres auf den verblichenen beschränken - und das wohl noch eine ganze Weile. Ein Trend, den Leslie Raabe von der Buchhandlung Raabe in Gerolstein allerdings nicht bestätigen kann. Papst-Literatur habe man immer schon im Sortiment gehabt - auch hier sind es fünf bis sechs Titel von den insgesamt über hundert, die auf dem Markt sind. Dass es nach seinem Tod ein vermehrtes Interesse an seiner Person gegeben habe, sei zumindest in ihrem Laden nicht zu bemerken gewesen - obwohl sie die entsprechenden Titel auffällig positioniert hat.Auf einmal nur noch Lobeshymnen

Es gibt freilich auch andere Stimmen aus der Region: Diesen Papst-Hype wolle man auf keinen Fall mitmachen, so eine Buchhändlerin, die aus nahe liegenden Gründen nicht namentlich genannt sein möchte: "Sie wissen ja, in was für einer schwarzen Gegend wir wohnen." Natürlich habe auch sie einige Titel über den Papst im Angebot, aber nach seinem Tod keinen "Sondertisch" aufgebaut. Wenn die Verlage Glück haben, hält der Boom der Papstbücher an. Das "Börsenblatt" kündigte jedenfalls an, dass die ersten Biografien über den neuen Papst, wer auch immer es sein wird, in fünf Wochen auf dem Markt sein werden. Da werden die Autoren einige Nachtschichten einlegen müssen.

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