Voodoo-Priesterinnen verhexen die Arena

Dem verregneten Advent-Wetter bot die Show Afrika Afrika in der Arena Trier Paroli. Annähernd 3000 Besucher kamen zu dem Spektakel, das sonnig-afrikanische Stimmung nach Trier brachte. Der Trierische Volksfreund präsentierte die Veranstaltung.

 Die wilden Tänzerinnen von Afrika Afrika kennen keine Atempause. TV-Foto: Hans Krämer

Die wilden Tänzerinnen von Afrika Afrika kennen keine Atempause. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. "Die Bandscheiben möchte ich haben," denkt der Betrachter unwillkürlich, als Schlangenmann Huit Huit aus dem Kongo die Show mit einer Darbietung von extremsten Körperverrenkungen eröffnet. Wer hätte gedacht, dass sich ein ganzer menschlicher Körper durch einen netzlosen Tennisschläger zwängen kann? Nach Afrika Afrika weiß man es besser.

Perfekte Dramaturgie



Bereits die ersten Auftritte der rund 100 Künstler, die an diesem Abend zu sehen sind, sorgen für Begeisterungsstürme beim Publikum, das sich auf ein zweistündiges Schaulaufen hoch-akrobatischer Kunst freuen kann. Die Dramaturgie der Show ist perfekt, schließlich gibt es sie schon seit drei Jahren - genug Zeit, um die Abläufe vollkommen zu machen. Der Künstler André Heller ist der geistige Vater des Events Afrika Afrika, das 2005 in Frankfurt Premiere feierte. Die Künstlertruppe hat seitdem viele Länder besucht und will ihr Heimatland Afrika dem Publikum näherbringen. Das schnelle Tempo der Show und die Musik peitschen das Publikum durch ein dermaßen spannendes Programm, dass manche Zuschauer nur noch mit offenen Mündern dasitzen ob der enormen künstlerischen Qualität der Darsteller. Dutzende von bunt kostümierten Tänzerinnen und Tänzern stürmen die Bühne, trommeln, springen, singen, ziehen das Publikum in ihren Bann. Ein wenig Voodoo-Magie? Vielleicht, denn der Rhythmus überträgt sich auf das Publikum, das immer wieder begeistert im Takt mitklatscht. Die furiosen Tanzshows sind das verbindende Element zwischen den einzelnen Akrobaten. Da steppen als Bergwerksdirektoren verkleidete Tänzer mit Minen-Arbeitern um die Wette - so laufen also Tarifverhandlungen auf afrikanisch. Da formieren im Laufschritt Dutzende Turner Vier-Mann-hohe menschliche Türme, lassen sich gekonnt wieder auf den Boden fallen, um gleich weiter im Rhythmus der Musik zu tanzen. Da springen wilde Voodoo-Priesterinnen und singen, ja schreien mysteriöse Beschwörungsformeln, während anschließend ein Jong leur mit acht Bällen rekordverdächtige Figuren macht. Breakdancer tanzen kopfüber zu Hip-Hop-Rhythmen, Basketballer spielen ein Match, aber nicht zu Fuß, sondern mit Einrädern. Am Ende lässt "Waterman" Dickson Oppong aus Ghana zugleich acht Schüsseln tanzen, während seinem Mund meterhohe Wasserfontänen entsteigen. Nicht zu vergessen die Band, die tapfer und schier unermüdlich im Hintergrund den passenden Klangteppich für die Show lieferte. Von Rap über Folklore bis zum Jazz. Keine Frage, "Afrika Afrika" war eine Zirkusshow von Weltformat - aber ein wenig mehr authentisches Afrika hätte durchaus dabei sein können. Das bloße Aneinanderreihen von zweifelsohne hochkarätiger Akrobatik wurde dem Anspruch nicht gerecht, einen Kontinent in seiner Pracht, aber vielleicht auch mit seinen Schattenseiten darzustellen.

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