Vor allem groß

"Etre ensemble" (zusammen sein): der zweite Teil von Guy Charliers gleichnamiger Ausstellung ist derzeit in der Europäischen Kunstakademie in Trier zu sehen.

 Guy Charliers „Wächter“ stehen in Reih und Glied. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Guy Charliers „Wächter“ stehen in Reih und Glied. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) Vier hoch aufragende Skulpturen aus Bronze und Kalkstein "Die kardinalen Tugenden" beherrschen den Raum. Ihre Häupter tragen Kronen, die quasi als Zeichen unveräußerlicher Würde mit den Köpfen zu verwachsen scheinen. Die Stirnwände der Halle füllen großformatige Zeichnungen. Waren es im Palais Walderdorff kleine Arbeiten im intimen Rahmen, die zu einem gelungenen Ganzen arrangiert waren (der TV berichtete), so sind es in der Kunsthalle vor allem die Ausmaße, die beeindrucken. Sein Leben lang sei Charlier auf der Suche nach einem angemessenen Menschenbild, unterstrich Alois Peitz zur Eröffnung des zweiten Teils der Werkschau. Auch diesmal führt der Trierer Bildhauer seine Arbeit an der menschlichen Figur konsequent weiter. Seit jeher bezieht er sich dabei auf die antike Büste und teilweise auf den Typ der römischen und barocken Pfeilerbüste. Aus dieser Auseinandersetzung sind eine Reihe Arbeiten hervorgegangen, die sich auf eine strenge abstrakte Form und wenige Materialien beschränken. In ihnen wird die Idee vom Menschen überzeugend Form. Wenn Charlier allerdings wie im Fall der Tugenden seine Skulpturen redselig mit Armen und Gesten versieht und die Oberflächen bearbeitet, dann verlässt er zum Nachteil seiner Arbeit allzu eilfertig die Ebene des Geistigen und der formalen Strenge. Am interessantesten in dieser Schau ist eine eher unscheinbare Arbeit aus Holz, ein Kopf, der gleichermaßen den Schaffensprozess wie die Unfertigkeit der menschlichen Statur sichtbar macht. In keiner Weise überzeugen dagegen Guy Charliers Zeichnungen. Glichen die Graphitstriche im Palais noch Seismogrammen seines inneren Bebens, so beschränken sich die Zeichnungen in der Kunsthalle auf eher unbeholfen wirkende Umrisszeichnungen, die zum Teil von einem farbigen Umfeld orchestriert werden. Als bildhauerisches Melodram hat der Künstler im Nebenraum mit Glasarbeiten und Skulpturen eine Art Grabkapelle installiert. Bis 2.3., Di-So 11-17 Uhr, Tel.: 0651/998460.

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