Walzermelodien in Pastellfarben

Trier · Es ist eine familiäre Atmosphäre beim Konzertabend in der Arena Trier. André Rieu, Geiger aus den Niederlanden, ist professionell wie immer und weiß, wie er auf sein Publikum zugehen muss. Das ist offen und motiviert, singt, schunkelt und lässt sich mit Kunstschnee berieseln.

Walzermelodien in Pastellfarben
Foto: Rolf Lorig (flo), Rolf Lorig ("TV-Upload Lorig"

Trier. Den Besuchern "das Herz erwärmen" will André Rieu mit seiner Musik. Das fängt schon mit seinem Bühnenbild an. Opulente Blumenkästen, verzierte Notenständer, ein nachgebauter Kirchturm und eine riesige gekrümmte Leinwand, auf der im Laufe des Abends vor allem Landschafts- und Städtebilder passend zu den Melodien gezeigt werden.
Dann geht es los. Es hat ein bisschen etwas von einem Einmarsch der Akteure an Karneval, wenn die Musikerinnen in Seidenkleidern à la Rokoko, die Musiker im Frack, mit den Instrumenten winkend und fröhlich lachend unter lautem Applaus der Besucher einziehen. Nach dem ersten Stück, "Seventy-Six Trombones", gibt es bereits Bravo-Rufe.
Dann werden auf der Leinwand hinter den Musikern Panoramafotos vom Trierer Hauptmarkt, dem Dom, der Porta Nigra und dem Kurfürstlichen Palais gezeigt, bevor italienische Klänge durch die Arena ziehen. Und nicht nur das Publikum geht vom ersten Moment an mit, auch die Musiker schunkeln, stehen auf, schneiden bisweilen Grimassen und machen den Eindruck, als hätten sie Spaß an ihrer Arbeit.
16 000 Lichter, 245 Mikrofone


Egal, ob die Musik, die das Orchester produziert, den eigenen Musikgeschmack trifft, den eigenen musikalischen Anspruch erfüllt oder einem das verschnörkelte Ambiente der vielen Pastellfarben gefällt: Der Perfektionist André Rieu weiß sein Publikum zu begeistern.
Seine Show ist perfekt. Licht und Ton sind präzise abgestimmt, dafür sorgen alleine 16 000 Led-Lichter und 245 Mikrofone. Drei Profikameras setzen die Musiker und das Publikum auf den drei Großleinwänden in Szene. Dazu kommt Rieu selbst, der mit seinen Entertainer-Qualitäten die Besucher in seinen Bann zieht. Er erzählt charmant lächelnd von seiner Heimatstadt Maastricht, seiner Liebe zur Musik und davon, wie schön es sei, in Trier zu sein.
Musikalisch geht es abwechslungsreich zu. Majestätisch wie in Tschaikowskys Original erklingt der Posaunenauftakt von Rieus Interpretation des Stücks "Capriccio Italien". Beschwingt singen die Platin Tenors, die Rieu seit zwölf Jahren begleiten, vom Maxim, und bei dem Stück "Denk an mich" aus Andrew Lloyd Webbers "Phantom der Oper" klingen ruhige Töne an. Aber nicht lange, denn als beim "Schneewalzer" Kunstschnee von der Decke rieselt und die Beschneiten in Großaufnahme auf der Leinwand zu sehen sind, wie sie sich den Kunstschnee aus den Haaren und dem Dekolleté schütteln, ist herzliches Gelächter zwischen den Tönen zu hören. Das Publikum ist aktiv dabei, schunkelt, macht Wellen, hält Fan-Schals hoch und klatscht den Rhythmus auf den Oberschenkeln mit.
Beim großen Finale, bei dem natürlich der Radetzky-Marsch nicht fehlen darf, wird getanzt und geschunkelt, und es ist eine Vertrautheit zwischen Publikum und Orchester entstanden, sodass sich das Ziel des Geigers, "die Herzen zu berühren", bei vielen wohl erfüllt hat.

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