Was nicht Gipsy ist, wird zu Gipsy gemacht

Was passiert, wenn man Gipsy-Musik von Django Reinhardt mit Band und Weihnachten in einen Topf wirft? Man erhält eine emotionsgeladene, bunte Musik-Mischung. Die wiederum zog zahlreiche Gäste ins Chat Noire in Trier.

 Django Reinhardt trifft mit seiner Stimme das Publikum mitten ins Herz. TV-Foto: Mandy Radics

Django Reinhardt trifft mit seiner Stimme das Publikum mitten ins Herz. TV-Foto: Mandy Radics

 Django Reinhardt trifft mit seiner Stimme das Publikum mitten ins Herz. TV-Foto: Mandy Radics

Django Reinhardt trifft mit seiner Stimme das Publikum mitten ins Herz. TV-Foto: Mandy Radics

Trier. (MRA) Mal ganz ehrlich. Wer hat eine Vorstellung davon, was auf ihn zukommt, wenn im Chat Noir "Gipsy-Christmas" auf dem Programm steht? Nur wenige Menschen. Und trotzdem zog es am Samstag so viele Besucher in Triers Varieté, dass es richtig kuschelig wurde. Warum das so war? Zum einen waren die Macher des Abends Django Reinhardt und seine Band, die für echten Gipsy-Sound stehen.

Bleibt nur die Frage, wie nun Gipsy und Weihnachten zusammenkommen. Die Antwort geben die fünf Reinhardt-Brüder Mike, Moro, Sascha, Bawo und Django und zwei "Nicht-Brüder" musikalisch. Sie verbinden Gitarren- und traditionelle Klänge der Zigeuner-Musik mit deutschen und amerikanischen Weihnachtsliedern. Das kann mal nach Swing, Bossa Nova oder Jazz klingen - aber immer mit E- und Konzertgitarre im Vordergrund. Dazu kommen Bass, Keyboards und Schlagzeug. Django Reinhardt, der übrigens ein wenig aus der Art schlägt, weil er lieber singt als ein Instrument zu spielen, gibt Lieder zum Besten wie "Oh Tannenbaum", "Jingle Bells", "Leise rieselt der Schnee" und "White Christmas". Dazu kommen Stücke in der Sinti-Sprache "Romanes", die von allen Reinhardts gesprochen wird. Traditionspflege ist eben wichtig.

Moro Reinhardt zaubert trotz einer Schulterverletzung die erstaunlichsten Töne aus seiner E-Gitarre. Der Virtuose an der Konzertgitarre ist Mike Reinhardt, der seine Soli so schnell und gekonnt spielt. Immer vorneweg der Sänger der Band, Django Reinhardt. Überraschend: Er hat keine Gesangsausbildung. Herausragend sein "Ave Maria", das er so berührend darbietet, dass man fast weinen möchte. Aber keine Zeit innezuhalten. Denn es stehen schnelle Gospels auf dem Programm.

Zwischendurch schleicht sich auch mal ein Elvis-Song ein. Dann gibt es lateinamerikanische Rhythmen. Irgendwie ist alles ein wild-buntes Genre-Hopping, das den Facettenreichtum der Reinhardts zeigt. Frei nach dem Motto: Was nicht Gipsy ist, wird zu Gipsy gemacht. Aber das macht nichts, weil das komplette Publikum mitsingt und -klatscht. Der Erlös des Abends geht an die Villa Kunterbunt, ein Zentrum für krebskranke Kinder in Trier.

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