Was nützt die Liebe in Gedanken

(U.M.) Die Gymnasiasten Günther und Paul beschließen eines Nachmittags aus einer Laune heraus die Gründung eines Selbstmörderclubs. Wesentliche Statuten: Die Bereitschaft zu töten und zu sterben allein der Liebe wegen.

In der folgenden Nacht und am Tage darauf werden die Freunde in ihren Überzeugungen auf die Probe gestellt, als Paul sich in Günthers Schwester Hilde verliebt, während Günther in neuer Leidenschaft zum Arbeiter Hans entbrennt, obwohl der Hilde begehrt. Die Steglitzer Schülertragödie, ein wahrer Fall aus dem Berlin des Jahres 1927, liefert die Vorlage dieser dritten (nach 1929 und 1960, jeweils unter dem Titel "Geschminkte Jugend") filmischen Nacherzählung. Weltschmerz und Liebestod im Zeichen von Charleston und Absynth liefern die schillernden Eckpfeiler einer schicksalsschweren Erzählung, die sich mit unverfrorenem Hochmut im Fahrwasser von Frank Wedekings Pennälertragödie "Frühlings Erwachen" sehen möchte. Befeuert von einer Regie (Achim von Borries), die Nähe zu den Figuren sucht, aber in Behauptungen stecken bleibt, entfaltet sich ein seltsam lebloses Drama in historischen Kostümen. Blicke und Worte sind stets zu wirkungsvoll inszeniert, um wahrhaftig zu sein. Weshalb auch die prominente Besetzung scheitert. August Diehl ist als Pennäler zu alt, seine ohnehin knochige Physiognomie geradezu penetrant auf Unheil hin ausgeleuchtet. Anna Maria Mühe verfügt über hohe mimische Intensität, aber das nymphomane Biest ist ihr in keiner Szene zu glauben. Daniel Brühl (Foto: dpa) kann sich als Paul immerhin eine Ambivalenz zwischen Entschlossenheit und Zaudern bewahren. Ein Qualitätswerk sollte es werden, es ist nur ein Monument der gestalterischen Unzulänglichkeiten, die steife Stilübung eines Regisseurs, die vornehmlich bei Liebhabern von Inkompetenz Gefallen finden wird. (In den Kinos der Region)

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