Wasserwerk statt Porta: Uraufführung des Kurzfilms "Danke Afrika" in Trier

Trier · Die Uraufführung der Pseudodoku "Danke Afrika, Hilfe die ankommt" der "Aktion 3. Welt Saar" dreht den Spieß um. Sie zeigt, wie Entwicklungshilfe von Afrika für Trier aussehen könnte.

 Wie Mafiabosse übernehmen die afrikanischen Delegierten das Trierer Rathaus. TV-Foto: Katharina Hahn

Wie Mafiabosse übernehmen die afrikanischen Delegierten das Trierer Rathaus. TV-Foto: Katharina Hahn

Foto: (g_kultur

Ein protziger, schwarzer BMW hält vor dem Trierer Rathaus. Vier ernst dreinblickende Männer, drei von ihnen anzugtragend und sonnenbebrillt, steigen aus. Kommentarlos marschieren sie zum Büro von Oberbürgermeister Wolfram Leibe, diskutieren kurz und komplementieren das Stadtoberhaupt dann raus aus dem Gebäude.
Ein neuer, afrikanischer Chef ist angereist. Mafiamethoden in Trier?

Nein, das ist alles nur Teil der Illusion um "Danke Afrika, Hilfe die ankommt". Der Kurzfilm von Regisseur Karsten Müller, im Auftrag der "Aktion 3. Welt Saar", erklärt, die Problematik des verunreinigten Trierer Trinkwassers könne durch den Einsatz der Hilfsorganisation "African Aid" gelöst werden.

Eine saubere Trinkwasserblase unter der Porta wird angezapft, indem das alte Gemäuer abgebaut, nach Mufasa verlegt und an seiner Stelle ein modernes Wasserwerk errichtet wird. Die Chemikerin Alexandra Bergmann berichtet im Film und auf der Bühne des kleinen Saals der Tufa von erkrankten Menschen infolge des verschmutzten und sogar brennbaren Wassers der Stadt. Leibe wird befragt und erklärt, dass, auch wenn er habe abdanken müssen, dieses Thema von höherer Brisanz sei als die Theatersanierung. Auch das ist alles nur Show.

Zu den Mitwirkenden des Films zählen auch viele bekannte Gesichter der Kulturszene, beispielsweise die angebliche Chemikerin, die in Wahrheit Sandra Karl heißt und bei der Tufa das "satiricon theater" betreut. Sie trägt, neben Monika Wender (ebenfalls Tufa) und Norman Stehr (Theater Trier) durch überzeugendes Schauspiel dazu bei, dass auch auf der Bühne die Illusion der Echtheit des Films nicht so schnell gebrochen wird. So machen sie die knapp 40 interessierten Besucher gleich doppelt auf ihre Botschaft aufmerksam. "Man braucht konkrete Entwicklungsprojekte, die nichts kaputt machen. Der Film zeigt und spiegelt die damit verbundenen Schwierigkeiten und macht nachdenklich", erklärt Leibe seine Motivation, sich an der Aktion zu beteiligen. Auch Monika Wender hat die Aufmachung des Projekts überzeugt.

Sie sagt: "Ich wollte Teil davon sein, weil die Idee des Films einfach gut ist und auf witzige Weise klarmacht, wie patronisierend Entwicklungshilfe sein kann." Dieses Aufklärungsvorhaben ist, zumindest im Rahmen der Uraufführung, geglückt.Extra: "AKTION 3. WELT SAAR"

Hier geht es um eine unabhängige Organisation, die sich für soziale Gerechtigkeit und fairen Handel einsetzt sowie für einen bewussten Umgang mit den Themen Globalisierung und Ökologie wirbt. "Aktion 3. Welt Saar" betreibt deshalb einen Weltladen, organisiert Kundgebungen, Demonstrationen und Vorträge. Geschäftsführer Roland Röder erklärt, die Organisation betrachte Deutschland als das eigentliche Entwicklungsland und wolle sich nicht anmaßen, andere Länder zu entwickeln.

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