Weber ist da!

TRIER. Frischer Wind in alten Gemäuern. Gerhard Weber, der ab Beginn der Spielzeit 2004/2005 die Geschicke des Theaters leitet, stellt den Auftakt seiner Intendanz unter das Motto "Theaterlust!".

Der Mann des Schauspiels lässt sich musikalisch mit einem Paukenschlag, sprich Ausrufezeichen, ankündigen. "Weber ist da!" heißt, nicht ohne ironischen Zungenschlag, ein Serenadenkonzert im Brunnenhof mit Werken von Weber (vermutlich Carl Maria von), das die ersten Tage der neuen Spielzeit tönend einläuten wird. Ein Entrée, das andererseits auch als Reverenz an die Kollegen von der Abteilung Gesang und Klang verstanden werden kann: Alle drei Sparten, so die Botschaft, sind dem neuen Theaterleiter gleichermaßen wichtig. Generalmusikdirektor István Dénes jedenfalls gerät geradezu ins Schwärmen: In dieser neuen Konstellation fühle er sich "regelrecht verjüngt: Wir reden miteinander und bilden ein Führungsteam" - man hört deutlich die Betonung auf der letzten Silbe -, "und unser Angebot für die kommende Saison wirkt wie aus einem Guss". Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Webers Trierer Jungfernspielzeit, erstellt mit dem Chefdramaturgen Peter Oppermann, dem Musiktheaterdramaturgen Peter Larsen und der Theaterpädagogin Sylvia Martin, macht in der Tat Appetit und neugierig, zumal er neben wenig Altbekanntem (Verdi, Rossini, Zeller) sechs deutsche Erst- und Uraufführungen in ein Paket von insgesamt achtzehn Stücken gepackt hat; das sind immerhin 33,3 Prozent des Angebots. Dazu gehört beispielsweise eine Offenbach-Entdeckung ("Die Rheinnixen", eine romantische Oper des Kölner Wahl-Parisers mit lokalem Bezug zum Hunsrück), die Dramatisierung des Romans "Der Vogel ist ein Rabe" von Benjamin Lebert, der nach seinem biografischen Erstling "Crazy" eine Zeit lang als Kultautor galt, oder ein Musical von Jostein Gaarder ("Sofies Welt") mit dem Titel "Das Orangenmädchen" und Songs von Martin Lingnau, musikalischer Leiter von "Schmidts Tivoli Theater" in Hamburg. Und ein besonderer Publikumsmagnet dürfte "Die Schöne und das klitzekleine Biest" von Frankreichs Revue-Meister Jérôme Savary werden. Für diese deutschsprachige Erstaufführung konnte Weber den Kölner Comedy-Mann Dirk Bach gewinnen (der freilich nicht die Schöne spielt). Eine Verbeugung an die Nachbarn ist auch die Einstandspremiere des neuen Chefs: Edmond de Rostands traurige Verskomödie "Cyrano de Bergerac", die dem nur 36 Jahre alt gewordenen Dichter und Philosophen aus der Gascogne mit der langen Nase und der gewitzten Zunge ein hierzulande weitgehend unbekanntes Denkmal setzt, weckt am 2. Oktober die "Theaterlust", die dann - fürs erste- fünf Jahre lang lodern soll.

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