Wecker soll's richten

TRIER. Sechs Musical-Aufführungen, vier Mal Oper und ein klassisches Konzert: An elf Abenden wird das Amphitheater von Mitte Juni bis Mitte Juli Schauplatz der Trierer Antikenfestspiele.

Die traditionelle Pressekonferenz zu den Antikenfestspielen geriet in den letzten Jahren meist zum Zauberspektakel. Intendant Lukas-Kindermann griff in den Hut und zog illustre Star-Namen aus dem Zylinder.Diesmal fällt die Ausbeute deutlich bescheidener aus. Dass Wagner-Star Evelyn Herlitzius zu einem Konzert-Auftritt (16. Juli) anreisen würde, war bereits bekannt. Bei der Oper, Verdis selten gespieltem "Attila" (ab 7. Juli), steht die junge Sopranistin Anja Kampe als Gast allein auf weiter Flur. Die heikle Titelpartie? "Wird aus dem eigenen Ensemble besetzt", heißt es sybillinisch. Ebenso wie die komplette Truppe beim Römer-Musical "Quo vadis" (ab 16. Juni), dem Herzstück der Festspiel-Saison. Nur RTL 2-Sternchen Indira, einst bei den Popstars von Brosis aktiv, firmiert als "special guest" am Hof von Kaiser Nero. Die Hoffnung auf den "Ralf-Bauer-Effekt" ist unübersehbar - allerdings angesichts der Verfallsdatums von Teenie-Idolen eher vage.Intendant Gerhard Weber setzt ganz auf die, wie er sagt, "ungeheure Zugkraft" seines Musical-Komponisten Konstantin Wecker. Dessen Dream-Team-Kombination mit dem Texter Heinz-Rudolf Kunze hat sich freilich aufgelöst: Kunze erhielt einen neuen Platten- und Tournee-Vertrag und musste seine Mitwirkung an "Quo vadis" aufgeben. Stattdessen textet Gerold Theobalt, "ein erfahrener und guter Librettist", wie Weber versichert.So richtig glänzende Augen bekommt der Intendant, wenn er sein Bühnenbild fürs Amphitheater, "Triers theatralischem Alleinstellungsmerkmal" ausbreitet. Mit "Cinemascope-Effekten" will er arbeiten, ein richtiges römisches Breitwand-Spektakel soll die Musical-Version des legendären Hollywood-Films werden. Hundertschaften von Chorsängern und Statisten sollen sowohl bei Quo vadis" wie auch in der Oper für römische Atmosphäre sorgen.Das Orchester wird unter der Bühne sitzen, damit man "nur im alleräußersten Notfall" in die Arena ausweichen muss. Wenn es wirklich mal so weit kommen sollte, verbürgt sich Weber für einen "zumindest technisch reibungslosen Ablauf".Das Auftragsmusical und die prächtigen Bauten kosten natürlich Geld.So hat es diesmal für ein hochkarätiges auswärtiges Gast-Orchester nicht gelangt. Dennoch werde es "keinen Qualitätsverlust geben", betont Triers Generalmusikdirektor Istvan Dénes, der bei "Attila" selbst den Taktstock schwingt.Bei Verdi wird Torsten Fischer Regie führen, alles andere als ein konventioneller Opernregisseur. Trierer Zuschauer werden sich vielleicht an seinen originellen, aber nicht unumstrittenen "Figaro" im Merziger Opernzelt erinnern. "Quo vadis" inszeniert Weber selbst.Das Rahmenprogramm ist diesmal aus Kostengründen eher mager. Die Kinderoper und die Lesung sind gestrichen, ebenso wie die geplante "Antike Nacht" fürs breite Volk. Das Symposium bleibt, immerhin. Und ein Konzert von Konstantin, dem Großen am 11.Juni kommt dazu. Wecker soll's halt richten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort