Weltmann und Mystiker

An eine interessante Trierer Persönlichkeit, die bis heute im Leben der Region nachwirkt, erinnert ein neues Buch im Paulinus Verlag.

Trier. (er) Zum 90. Todestag von Hieronymus Jaegen hat der Kirchenhistoriker Bernhard Schneider als Herausgeber eine Annäherung an Leben und Wirken des Trierer Ingenieurs, Bankdirektors, Politikers und Buchautors vorgelegt. Dabei kommen namhafte Autoren aus Theologie und Politik zu Wort, unter den letzteren Norbert Neuhaus und Christoph Böhr. Freilich will das Buch nicht nur Rückblick sein. Von der neuen Veröffentlichung erwartet Schneider auch wichtige Impulse für die Gegenwart. "Nie war er wertvoller als heute", wendet der Trierer Professor den bekannten Werbeslogan auf Jaegen an und meint damit gleichermaßen dessen soziales Engagement und Verantwortungsbewusstsein wie seine tiefe Spiritualität. Ohne Zweifel war Jaegen ein sehr mutiger Mann, der christliche Sozialethik lebte und für den die geistige wie geistliche Dimension des menschlichen Lebens eine unverzichtbare Grundlage war. 1841 wird Jaegen in Trier geboren. Nach dem Abitur studiert er an der TU Berlin Maschinenlehre, Bauwesen und Hüttenkunde. Später wird er Geschäftsführer bei den Laeis-Werken in Trier, anschließend leitet er als Direktor die neue Trierer Volksbank. Zehn Jahre lang vertritt er als Abgeordneter der Zentrums Partei den Wahlkreis Wittlich-Bernkastel im Preußischen Landtag. Schon früh bezieht Jaegen als bekennender Katholik im Kulturkampf Position gegen die preußischen Machthaber. Was 1873 seine Entlassung aus dem Militärdienst zur Folge hat. Bis zu seinem Tod 1919 engagiert sich der Weltmann, der im Herzen ein Mystiker ist, in zahlreichen gemeinnützigen Initiativen und Vereinen. Auch als Autor zweier Bücher tritt Jaegen in Erscheinung. Ob der Trierer ein "heimlicher Heiliger" war, wie die Einladung zur Buchvorstellung behauptet, mögen Theologen entscheiden, genauso wie die Frage, ob Jaegen Anspruch auf Seligsprechung hat. Hochaktuell sind hingegen in Zeiten, da Arbeit zunehmend zur anonymen Ware wird, Jaegens Gedanken zur "Würde der Arbeit" und zur gesellschaftlichen Verantwortung des Eigentums. Nicht allein im nach ihm benannten Hieronymus- Jaegen-Bund wirkt der Trierer nach. Mit der Errichtung der Hieronymus-Jaegen-Stiftung für Katholische Erwachsenen- und Familienbildung im Bistum Trier im November dieses Jahres wird Jaegens Werk einmal mehr fortgesetzt.

Eine Dokumentation zum Leben Jaegens ist zudem bis zum 30. Oktober in der Katholischen Akademie Trier im Robert-Schuman-Haus zu sehen, Öffnungszeiten: tägl. 8-18 Uhr

Bernhard Schneider Hrsg.: Hieronymus Jaegen - Mystik - Politik - Nachwirkung, Trier 2009

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort