Wenn Jeanette kommt, scheint die Sonne

TRIER. Die deutsche Britney Spears, die Pop-Prinzessin, die Niedliche aus "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" - Jeanette Biedermann schleppt viele Attribute mit sich herum. Mehr als 4000 Fans, vielleicht waren auch ein paar Skeptiker dabei, mussten nach dem Konzert auf dem Petrisberg eines zugeben: Die Dame kann singen.

Donnerstagabend, kurz vor 19 Uhr: Auf dem Petrisberg in Trier richten sich immer wieder besorgte Blicke gen Himmel. Schon sehr oft hat das Wetter die Pläne der Landesgartenschau GmbH durchkreuzt. Eros Ramazotti wollte das Risiko gar nicht erst eingehen und zog im Juni kurzfristig in die Arena um. Doch Regen am Tag des Jeanette-Konzerts, des Höhepunkts im Veranstaltungskalender der Landesgartenschau? Es wäre ein Super-Gau gewesen.Doch wenn Jeanette kommt, soll die Sonne scheinen. Das Wetter passt sich heute zur Freude aller Beteiligten diesem Image an.Ruckartiger Image-Wandel

Die Sonne scheint zuerst Backstage. Wer Jeanette im direkten Gespräch, bei einer Pressekonferenz oder generell in einem Moment erlebt, in dem sie nicht singt, findet eine junge Frau vor, die sich sehr um Natürlichkeit bemüht - auch vor einer Gruppe von Journalisten, die keinerlei Rücksicht darauf nehmen können, dass sie 30 Minuten später auf die Bühne muss.Manche müssen aber einfach übertreiben. "Glauben Sie an Gott?", fragt eine Kollegin vom Privatfernsehen. Ärgerlich, dass man seine Zeit mit so etwas verschwenden muss, während draußen bereits die sehr gute Band "Silbermond" die Fans anheizt.Jeanettes Image-Wandel beschäftigt den Beobachter. Vom Schnuckelchen der Anfangszeiten will sie nichts mehr wissen. Dieser ruckartige Kurswechsel könnte die Natürlichkeit, die Jeanette rüberbringen will, in Frage stellen. Doch an einem noch wichtigeren Punkt bestehen absolut keine Zweifel: Die Dame kann singen - und sie beherrscht ihre Bühne.Wenn Jeanette diese betritt, ist die zierliche, freundliche junge Frau von vorhin zu einem absolut dominanten Element geworden, das mühelos die Aufmerksamkeit aller Fans, aber auch aller Skeptiker auf sich zieht. Jeanette beginnt mit "Rock City". Ihre Stimme ist ein Präzisionsinstrument, das sie mit absoluter Sicherheit einsetzt. Ihre Bewegungen auf der Bühne zeigen nicht die geringste Unsicherheit. Ihre Tanztruppe hätte sie sich sparen können. Sie allein füllt die Bühne aus. Die Fans toben.Der Prozess läuft langsam, aber unaufhaltsam ab. Jeanette steigert mit dem nach und nach zunehmenden Bekanntheitsgrad ihrer Songs auch die Intensität ihrer Darbietung. Skeptiker hin oder her - ihre Professionalität und ihre glaubwürdige Freude am Auftritt überzeugen und begeistern. Und dann kommt "Bobby McGee". Genau, der unsterbliche Klassiker von Janis Joplin.Damit hat Jeanette, die offenbar genau weiß, was sie tut, auch die Skeptiker gewonnen. Symptome: Füße wippen, Köpfe nicken vorsichtig im Rhythmus. Mit diesem Song wird der Trierer Auftritt endgültig zum Erfolg., und dabei hat die Dame ihre größten Hits noch gar nicht ausgepackt. Sie kommen natürlich alle: "Rock my Life", "Right now", "Rockin' on Heaven's Floor" und die neue Single "Hold the Line".Doch die Diskussion um das Rockerbraut-Image will nicht verstummen - hauptsächlich deshalb, weil die Sexy Lady auf der Bühne zwischen den Songs gelegentlich ins Mikro kiekst, wie toll sie Trier findet, wie begeistert sie von den Fans ist und wie großartig die Atmosphäre auf dem Petrisberg ist.Damit wird Jeanette wieder zum Schnuckelchen, der ersehnte Image-Wandel erleidet einen Bruch. Macht aber nichts. Sobald sie singt, interessiert das niemanden mehr. Bilder in unserer clickme-Galerie

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