Wenn der Körper schrumpft

TRIER. "Aus der Nähe, in der Ferne" heißt eine Ausstellung von Barbara Dörffler, die in der Tuchfabrik Trier gezeigt wird. Sie ist ein weiterer Beitrag im Rahmen des Veranstaltungszyklus "Schwing", mit dem sich die Tufa am Kultursommer 2005 beteiligt.

In der Einladung zu "Aus der Nähe, in der Ferne" steht ergänzend "Fotoarbeiten". Wer jedoch klassische Fotografien erwartet, wird beim Betreten des Ausstellungsraums im zweiten Obergeschoss der Tufa überrascht. Großformatige Bilder, aufgeteilt in ruhige Flächen, abgestuft von Schwarz bis Grau, teils farbig hervorgehoben, erinnern eher an Malerei als an Fotografie. Gelegentlich sind auf ihnen skulpturale Formen mit dreidimensionaler Wirkung auszumachen. Die Kölner Künstlerin Barbara Dörffler (Jahrgang 1962) hat Malerei studiert und ausgehend davon über lange Jahre eine besondere Technik entwickelt. Sie arrangiert kleine Objekte wie Stilleben. Dabei vermeidet sie spiegelnde Oberflächen, "damit es nicht zu sehr ins Fotografische gezogen wird". Sie fotografiert die Objekte schwarz-weiß, ohne sie jedoch erkennbar abzubilden. "Ich nutze die Unschärfe, um Strukturen wegzudrängen und glatt wirkende Flächen zu erzeugen." Zwar gebe es auf jedem Bild einen scharfen Punkt, nie jedoch dort, wo man ihn erwarte. Die großen Abzüge auf 1,25 Meter breitem Fotopapier macht Barbara Dörffler selber. "Damit arbeite ich dann im Hellen weiter, nehme Fotochemikalien und Pinsel und hebe einzelne Partien farbig hervor." Das Ergebnis ist verblüffend. Nicht nur, dass reale Größenverhältnisse verfremdet werden (kleine Dinge werden zu großen Details); auch der Betrachter selber relativiert sich, wenn er sich nähert oder fernbleibt. Es gibt Bilder, vor denen "schrumpft" der eigene Körper angesichts einer aus der Nähe immer größer wirkenden Fläche; andere ziehen ihn in imaginäre (Zwischen-)Räume hinein. Aus Barbara Dörfflers Werken spricht das Zusammenspiel von Malerei, Fotografie und Skulptur. Farbe setzt sie dabei unterschiedlich ein. Werden mit der beschriebenen Technik ohnehin vorhandene Flächen betont, schafft sie in kleinformatigeren Werken auf Fotoleinwand neue Flächen mit Acryl- oder Aquarellfarben. Bei diesen "Eingriffen" in die formale Bildaufteilung geht es um die Wirkung der Farbe selbst. Dazu sagt die Malerin: "Hier bin ich mit meinem Repertoire frei und spielerisch umgegangen, nicht so programmatisch. Diese Bilder sind Wegbereiter für weitere Arbeiten." Tufa Trier, bis 25. Juni, Di., Mi., Fr. 14-17 Uhr, Do. 17-20 Uhr, Sa. u. So. 11-15 Uhr. Öffentliche Führungen: Do. 16. Juni und Do. 23. Juni, jeweils 18 Uhr.

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