Wenn die Blauen kommen, wackelt die Halle

Ein Blue Man spricht nicht. Niemals. Er wird auch nicht lachen oder schreien. Unter keinen Umständen. Die wirklich lauten Elemente einer Show der Blue Man Group sind die hervorragende Livemusik und das Getöse eines rasend begeisterten Publikums.

Trier. Drei Typen - man vermutet zumindest anhand der Körperkontouren, dass es sich um Männer handelt - beherrschen eine Bühne. Sie betreten sie nicht, sondern beherrschen sie vom ersten Moment an. Das liegt natürlich auch an der enormen Vorfreude des Trierer Publikums in der total ausverkauften Arena. 3800 Menschen sind begeistert bei der Sache.

Viele werden die Geschichte einer der erfolgreichsten Bühnenshows der Gegenwart kennen. 1987 malten sich ein paar junge Performance-Künstler blau an und traten im New Yorker Central Park auf. Drei von ihnen gründeten ein Jahr später die Blue Man Group. Heute zieht ein Heer von Blue Men um die Welt.

Ein Blue Man kennt nur zwei Gemütszustände. Nummer eins: völlige Verwirrung. Das blau glänzende Gesicht ohne Ohrmuscheln wird zu einem einzigen großen Fragezeichen. Nummer zwei: Enthusiasmus. Packen wir die Sache an, Jungs. Die drei Blue Men kommunizieren über Blicke. Ihre Bewegungen erinnern an Stummfilm-Star Buster Keaton und die Marx-Brothers.

Und Stars wollen sie schließlich auch werden, Megastars sogar. Das ist das Motto ihrer Show in Trier: "How to be a Megastar." Die blauen Jungs sehen im Fernsehen einen Werbespot, der eine Ratgeber-CD anpreist. Der Weg zum Megastar, kurzgefasst und leicht verständlich. Zusammen mit dem Trierer Publikum beschreiten die Blauen den Weg zum Megastar, karikieren dabei in Vollendung alle Showformen mit Pop-, Super- und sonstigen Stars und bombardieren ihre Zuschauer mit einem optischen und akustischen Feuerwerk an Clownerie, Pantomime, grandioser Percussion und mitreißender Musik.

Die Röhren kommen schon im ersten Show-Drittel. Meisterhafte Percussion auf einem zusammengesteckten Röhren-Gewirr, dessen ständige Verschiebung ein Kaleidoskop an Klangvariationen erzeugt - das ist die Basis von "Tubes" (Röhren), der ersten großen Blue-Man-Show Anfang der 90er.

Doch 2008 sind die Röhren nur die Aufwärmphase. Der Megastar-Ratgeber bringt den blauen Jungs bei, wie man das Publikum eines Rock-Konzerts begeistert. Man lässt es hüpfen, klatschen, brüllen. Man spielt vertraute Klassiker - in Trier erklingen Nenas "99 Luftballons" und "Rock you like a Hurricane" von den Scorpions - und zwar so echt, dass man denken könnte, der Scorpions-Veteran und deutsche Rock-Urvater Rudolf Schenker spiele mit.

Im Finale feiern die drei Blauen sich als Megastars. Und das sind sie zweifellos, obwohl wir ihre Namen nie erfahren und ihre Gesichter niemals sehen werden.

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