Wenn die Orgel das Saxofon ersetzt

Trier · Zum Finale der Reihe Georg Rubys Off Zone in der Saison 2014/2015 hat die Formation "Soul Station" um den Saarbrücker Schlagzeuger Oliver Strauch den Groove ins Restaurant Brunnenhof gebracht. Das mit Musikern aus der Großregion besetzte Trio präsentierte schwerpunktmäßig Kompositionen des US-Saxofonisten Roland Kirk, neu arrangiert für Orgel, E-Gitarre und Schlagzeug.

Trier. Mit Oliver Strauch präsentiert Georg Ruby, Initiator der Jazz-Reihe Off Zone, nicht nur einen Professoren-Kollegen aus der Jazzabteilung der Hochschule für Musik in Saarbrücken. Er stellt den Gästen im voll besetzten Restaurant Brunnenhof auch einen viel beachteten Musikerfreund vor. 2011 ist Oliver Strauch mit dem EuroCore JTI Jazz Award ausgezeichnet worden, für seine Verdienste um die musikalische Vernetzung der Großregion und seine Strahlkraft über deren Grenzen hinaus.
Zwei Musiker aus Nancy


Der Trioauftritt im Brunnenhof ist für beides ein beredtes Beispiel. Strauch hat zwei Musiker aus dem Nachbarland Frankreich dabei, Organist Murat Öztürk aus Metz und Gitarrist Sylvain Courtney aus Nancy. Und was sie zusammen abliefern, ist Unterhaltung auf souverän hohem Niveau.
Interessant ist vor allem der nicht alltägliche Dreiklang von Orgel, E-Gitarre und Schlagzeug, mit dem das Trio Titel umsetzt, in deren Original Blasinstrumente den Ton angeben. Darunter sind zum Beispiel "Solar" von Miles Davis und "Back at the Chicken Shack" von Jimmy Smith. Ein Großteil aber stammt aus der Feder des Saxofonisten Rahsaan Roland Kirk (1935-1977). Es sind Stücke wie "Jack the Ripper", "Soul Station" oder "Our Waltz", die den Soul der 1960er Jahre, aber auch fetzigen Boogie-Woogie mit Jazzimprovisationen mixen. Der Ersatz von Bläsern durch die Orgel funktioniert sehr überzeugend.
Mitreißend und entspannend


Murat Öztürk ist ein emotionaler Interpret, der es versteht, im jeweils richtigen Moment nachdenkliche Tiefe, schneidende Schärfe, aufbrausendes Temperament oder melodiöse Feinfühligkeit anzubringen.
Gelegentlich übernimmt er mit seinem Instrument auch die Rolle des fehlenden Basses und liefert damit das Fundament für die gewandt und schnell ziselierten Läufe der E-Gitarre von Sylvain Courtney. Strauch treibt die Dynamik des oft dialogisch geprägten Zusammenspiels mit äußerster Präzision und Energie an. Auf diese Weise kreieren die drei Swing-, Rock\'n\'Roll- oder Bossa-nova-Nummern, deren Tempo und Groove sowohl mitreißt als auch entspannt.
Allenfalls Kraft und Lautstärke wirken manchmal etwas überdimensioniert für den engen Raum. Doch wer Orgelsound mag, kommt ganz auf seine Kosten, der Applaus spricht für sich. ae

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