"Wer Musik macht, hat mehr vom Leben": Interview mit Bandleader-Legende James Last

Trier · Er gehört zu den bekanntesten Musikern Deutschlands. Seine Alben und Auszeichnungen zählt er schon lange nicht mehr. Was für James Last zählt, ist die Musik. Und mit der geht er jetzt auf "Non stop Music"- Tournee. Am Freitag, 10. April, eine Woche vor seinem 86. Geburtstag, kommt der Künstler in die Trierer Arena.

Trier. Er hört ganz genau hin. Nicht nur bei der Musik. Auch im Gespräch ist James Last mit allen Sinnen präsent. Was will man auch anderes erwarten von einem, der mit 85 Jahren nach wie vor die Hits für seine Konzerte neu arrangiert? "Non stop Music" - passender hätte das Motto für die aktuelle Tour nicht heißen können, die Last am Freitag, 10. April, in die Arena Trier führt. TV-Redaktionsmitglied Mechthild Schneiders hat mit ihm über die Musik, sein Leben und seine Erfolge gesprochen.

Herr Last, Sie mussten im Herbst 2014 wegen einer Darmentzündung operiert werden. Wie geht es Ihnen inzwischen?
James Last: Es geht mir langsam wieder gut, ja. Ich bin jetzt auf dem aufsteigenden Ast.

Haben Sie während Ihrer Krankheit darüber nachgedacht, die Tournee abzusagen?
Last: Nein, ich wollte gesund werden. Ich habe gedacht, du musst gesund werden, weil du die Tournee machen willst.

Am 10. April sind Sie in Trier, eine Woche später werden Sie 86 Jahre alt. Was hält Sie jung?
Last: Musik! Wenn man Musik macht, hat man mehr vom Leben.

Ihre Tournee führt Sie auch nach London, Wien und Straßburg. Wo leben denn Ihre treusten Fans?
Last: Eigentlich überall. Es gab Leute, die sind uns nach China nachgereist. Die kamen aus Deutschland, aus England, von überall her.

Besonders gerne scheinen Sie in London zu spielen. 92 Mal sind Sie in der Albert-Hall aufgetreten. Was reizt Sie an diesem Ort?
Last: Fast 100 Mal! Das ist ein Musentempel. Die Albert-Hall, wenn man da das erste Mal hingeht, da schlottern einem die Knie. Und jetzt gehe ich dahin, als wenn das meine Privatwohnung ist. Ja, das ist eine tolle Atmosphäre, einmalig. Und zu unserem Konzert kommen die Fans aus aller Welt. Die heben alle ihr Fähnchen hoch, aus Schweden, Brasilien. In London treffen wir die alle.

Sie komponieren, arrangieren, dirigieren, geben Konzerte, arbeiten gleichzeitig an mehreren Platten, haben teilweise bis zu elf in einem Jahr herausgebracht. Bleibt da noch Zeit für etwas anderes?
Last: Nein, bei elf Platten im Jahr gab es bestimmt keine Zeit. Ich wundere mich ja selbst, was ich alles gemacht habe. Als ich das erste Mal bei Google reingeguckt habe, habe ich gedacht: Das hast du alles gemacht. Das gibt\'s ja gar nicht. Und da ist vieles dabei, was ich vor 50 Jahren gemacht habe. Ich kann das selbst nicht glauben.

Und was machen Sie, wenn Sie mal keine Musik machen?
Last: Dann höre ich zu - der Musik. Oder ich spiele Golf.

1965, vor einem halben Jahrhundert, ist Ihre erste "Non stop Dancing"-Platte erschienen. Und mit ihr ein neuer Sound, Easy Listening. Wie kamen Sie darauf? Last: Ich habe überhaupt nichts erfunden. Ich habe Musik aufgeschrieben, da ist mein Gefühl drin, und dann klingt es so. Wenn ich einen Titel arrangiere, dann schreibe ich ihn so, wie ich ihn höre. Das ist dann der sogenannte Sound Easy Listening. Erfunden - nichts. Einfach hingeschrieben, geklungen, verkauft.

Sie haben als Bassist angefangen, spielen Sie auch noch?
Last: Nein, mein Bass steht im Keller und ruht. Daher rührt auch wahrscheinlich mein Erfolg. Denn ich habe auf der Musikschule studiert, und da waren die Bücher und das, was Bach schrieb, sehr wichtig. Das habe ich eingesetzt. Ich habe auf dem Bass nicht nur dum, dum, dum gemacht, sondern ich habe versucht, eine Gegenmelodie zu finden. Und das war, glaube ich, neu für die damalige Zeit.

Spielen Sie heute noch ein Instrument?
Last: Ja, ich habe mein Piano hier vor mir stehen und den Computer an, damit arbeite ich.

In den 1950er Jahren haben Sie als relativ unbekannter Musiker mit den damaligen Stars zusammengearbeitet. Wie kam es dazu?
Last: Nein, die sind meistens zu mir gekommen und haben gefragt, kannst du ein Arrangement für mich schreiben, kannst du dieses machen, kannst du jenes machen. Als ich von der Musikschule kam, da war noch die Besatzungszeit. Da kam ein Amerikaner zu mir nach Hause und sagte, ich habe gehört, du machst Musik. Ich habe hier ein Manuskript von einem Komponisten, der Musik für einen amerikanischen Film geschrieben hat, kannst du das in eine Partitur bringen? Da habe ich gedacht: Was will der? Ich werd\'s versuchen. Da fing ich an zu schreiben. Und das wurde dann mehr und mehr. Dazu kam mein Bassspiel mit anderen Orchestern. Aber ich habe damals unheimlich viel geschrieben.

Was macht Ihre Musik so erfolgreich?
Last: Die Leute verstehen, was ich meine. Auf der ganzen Welt. Ich habe eben China erwähnt. Aber auch Australien, Russland - überall kennen sie den Klang. Ich muss nur einen Takt spielen, dann wissen die Leute, was los ist.

Warum sollten junge Menschen Ihre Musik hören?
Last: Die Zeiten haben sich doch geändert. Ich kann nicht heute noch die Musik von früher hören. Die jungen Leute haben heute ihre eigene Musik. Ich finde, es ist eine gute Musik. Viele alte Leute sagen ja, das ist nichts, früher war eine schönere Zeit. Aber früher haben die Leute auch alle verrückt gespielt, als sie jung waren. Heute sind sie alt, sitzen im Stuhl und sagen: So, nun mach mal was.

Welche aktuelle Musik gefällt Ihnen gut?
Last: Ich kann die Richtung nicht beschreiben. Für mich ist alles Musik.
Hören Sie auch aktuelle Stücke?
Last: Ja. Aber ich höre nur das, was mir gefällt. Und das kann ich für mein Leben verwerten, das ist gut. Es gibt viele Menschen, die sagen, was ist das für ein Käse, den die machen. Aber man muss sich das erst anhören.

Ist das der Grund, warum Sie verschiedene Musikstile in Ihre Interpretationen einbauen?
Last: Ich sage ja, ich mache Musik. Und ich schaue nicht auf das Gesicht von Lady Gaga, ich schaue auf das, was sie gemacht hat. Und sie macht gute Musik.

Was waren die letzten CDs, die Sie sich gekauft haben?
Last: Gekauft habe ich fast keine. Ich brauche ja nur ins Internet zu schauen. Aber das ist ganz unterschiedlich, etwa "Roar" von Katy Perry, "Story of My Life" von One Direction oder Timbaland.

Wissen Sie, wie viele Platten Sie inzwischen veröffentlicht haben?
Last: Ich glaube, jemand hat mal gesagt 130 oder so. Ich habe keinen Überblick mehr. Die Schallplattenfirmen haben vor 20 Jahren aufgehört zu zählen. Im Ernst: Das sind alles alte Zahlen, die veröffentlicht sind, die sind schon vor 20 Jahren rausgegeben.

Wissen Sie, ob jemand mehr Platten aufgenommen hat als Sie?
Last: Es gibt zwar große Hits. Aber dass jemand so viele Platten selbst gemacht hat, das glaube ich nicht. Jetzt habe ich ein Doppelalbum "My Personal Favourites" rausgebracht. Ich habe inzwischen alleine für Universal 3600 Titel gemacht. Davon sollte ich 38 für das Album aussuchen, das war schwer.

Sind das die Titel, die Sie auf der Tournee präsentieren?
Last: Ich glaube, davon spielen wir gar nichts. Die Welt geht ja weiter. Wir spielen viel Neues, etwa von aktuellen Künstlern wie Katy Perry. mehiExtra

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