Wer im Speck sitzt

TRIER. Und wieder ein Knüller! Zum 25. Jubiläumsjahr wartet das Max-Tuch-Theater mit einer temporeichen Groteske auf, die bei Freunden des rabenschwarzen Humors keine Wünsche offen lässt. "Frank der Fünfte" von Friedrich Dürrenmatt feierte eine umjubelte Premiere vor ausverkauftem Haus.

Man weiß nicht, ob man ihn bemitleiden soll, den armen Frank den Fünften, der die Privatbank seiner Väter in den Ruin treibt. Eigentlich doch mehr dem Schöngeistigen zugewandt, leidet er gar verzweifelt unter der Bösartigkeit des Finanzgeschäftes und unternimmt doch nichts dagegen. Im Gegenteil. Er inszeniert seinen Tod, um die Bank zu seiner persönlichen Bereicherung liquidieren zu können und bedient sich dabei korrupter, mordender Mitarbeiter. Der betrügerische Bankrott wird durch Erpressung, ausgerechnet von Franks Söhnen, die er weit weg als "gut" erzogene Menschen wähnte, verhindert. Sie und die Bank-Karrieristin Paula Neukomm, Sinnbilder für eine neue, noch viel kaltblütigere Generation von Schurken, vernichten ihn schließlich. Auf dem Höhepunkt der Krise wird Frank von einer sterbenden Mitarbeiterin mit der zentralen Botschaft des Stücks konfrontiert: "Wir waren frei, falscher Priester, in Freiheit erschaffen und der Freiheit überlassen. Es gibt kein Erbe, das nicht auszuschlagen wäre, und kein Verbrechen, das getan werden muss." Damit wird Franks Verbrechen entlarvt, das darin besteht, die Forderung des Geistes nie erfüllt zu haben. Zwar zeichnet Dürrenmatt in dieser zeitlos aktuellen Satire auf die skrupellose Macht des Geldes ein pessimistisches Menschenbild. Doch die Inszenierung von Birgit Hoffmann sorgt mit grotesker Verzerrung und Überspitzung für höchstes Vergnügen. Wenn Frank, alias Dirk Baethge, im Priestergewand hingebungsvoll leidet, gar einen Mord seines "Mannweibs" Ottilie mit Gesang begleitet, arbeiten die Lachmuskeln auf Hochtouren. Schauspiel- und Gesangsszenen wechseln temporeich und dicht, entfachen ein kabarettistisches Feuerwerk. Die Rollen sind perfekt besetzt, Ausstattung und Bühnenbild haben mit wenigen, überzeugenden Stilmitteln eine klare Aussage. Unterstrichen wird die intensive Wirkung durch die von Rhythm-A-Nink (Musikpädagoge Bernhard Nink mit Söhnen Johannes und Christian) sensibel eingespielte Musik. Wer die Kombination ernsthafter Aussage, überspitzter Satire und schwarzen Humors schätzt, sollte sich dieses Stück nicht entgehen lassen. Weitere Aufführungen: 10., 15.,19., 22., 26., 29. Juni und 2. Juli, jeweils um 20 Uhr im kleinen Saal der Tufa, Vorverkauf bei Jacobi und Gegenlicht in Trier.

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