An Stolz mangelt es dem "Musikkreis Stadt Wittlich" nicht, und auch nicht an Selbstbewusstsein. "Nicht nur ehrgeizig, sondern auch mutig angesichts knapper Mittel", so beurteilt Vorstandsmitglied Ulrich Jaekel-Laurenze das neue Saisonprogramm. Was die Quantität der Konzerte angeht, hat er zweifellos Recht. Denn um die traditionellen sechs Abonnementkonzerte ranken sich weitere fünf Veranstaltungen - elf sind es insgesamt, mit einem breiten Spektrum vom Cello-Quartett über Jüdische Komponisten im 20. Jahrhundert bis zu den "musikalischen Mixturen" des Gitarren-Jugendensembles "La Volta" unter der Leitung des erstklassigen Lautenisten Jürgen Hübscher.Zusammenarbeit mit der Eifel

Die Stadt Wittlich hat ihren Jahreszuschuss von früher 15 000 Euro um zehn Prozent auf 13 500 Euro gekürzt. Da könnte der Rotstift, der in der Kultur besonders heftig und schmerzlich kreist, auch Gegenkräfte wecken - neue Programmideen, neue Organisationsformen. Der Wittlicher Musikkreis setzt noch stärker als in den vergangenen elf Jahren seines Bestehens auf Zusammenarbeit - mit den Eifeler Mozartwochen, mit dem Kulturamt der Stadt, mit dem Emil-Frank-Institut und der Kreismusikschule. Zwei Konzerte finden im Rahmen der "Wittlicher Kulturtage 2006 - Crossover der Künste" statt. All das bündelt die Kräfte, schont die Nerven der ehrenamtlichen Organisatoren, erhöht die Zahl hochkarätiger Veranstaltungen und damit auch die Besucherzahlen. Die Erinnerung an verfemte Komponisten im Dritten Reich hat in Wittlich Tradition. Das Emil-Frank-Institut, das städtische Kulturamt und der Musikkreis haben diesmal den renommierten Geiger und Pianisten Kolja Lessing gewinnen können. Der Professor für Violine und Kammermusik an der Würzburger Musikhochschule wird unter anderem Werke von Abel Ehrlich, Werner Wolf Glaser, Franz Reizenstein, dem Schönberg-Schüler Egon Wellesz und Berthold Goldschmidt spielen und das Konzert selber moderieren (8. November, Synagoge). Auch die Veranstaltung "Mozart in Theresienstadt" (27. Januar 2006) mit anschließender Ausstellungseröffnung befasst sich mit dem Schicksal jüdischer Kultur in der unseligen deutschen Vergangenheit. Jascha Nemtsov spielt auf dem Klavier Musik von Viktor Ullmann, der 1944 in dem Getto starb, aber auch von Mozart, dessen Kompositionen zum Theresienstädter Aufführungsrepertoire gehörten. Der erklärte Grundsatz, das Stammpublikum zu halten und Musikfreunde anzusprechen, die klassische Konzerte mit ihrem Drumherum bisher gemieden haben, schlägt sich in einer Zweiteilung des Angebots nieder. Die sechs Abonnementkonzerte, die ein Drittel der rund 2000 Besucher anziehen, konzentrieren sich auf die klassische Kammermusik - allerdings mit einigen Extras. So wird zur Eröffnung am 17. September das "Rastrelli Cello Quartett" in der ungewöhnlichen Besetzung mit vier Violoncelli auftreten. Anders ist die Veranstaltung "Ferne/Nähe" (13. Mai 2006) angelegt. Die Pianistin Akiko Okabe und der Schlagzeuger Christian Dierstein spielen gemeinsam alte und zeitgenössische Musik und experimentieren dabei mit dem Klangspektrum beider Instrumente. Schließlich verspricht der Liederabend der weltberühmten Mezzosopranistin Ingeborg Danz und ihres Klavier-Begleiters Michael Gees neue Hör-Erfahrungen. Ingeborg Danz singt nämlich mit Schuberts "Winterreise" einen notorisch männlichen Zyklus und rückt ihn damit in neues Licht. Das Profil der fünf Veranstaltungen außerhalb des Abonnements ist dagegen noch nicht geschärft - neben "Musik im Exil" oder dem Auftritt des Ensembles "La Volta" steht ein recht traditionelles Kammerkonzert mit dem "Trio con brio Copenhagen", das auch ins Abonnement passen würde, aber auch ein Konzert mit dem 16-köpfigen "EuropäischenKammerChor" unter der Leitung des ehemaligen Trierer Musikschulleiters Michael Reif. Musikkreis Stadt Wittlich, Hermann-Löns-Straße 1, 54516 Wittlich, Tel. (06571) 5746, www.musikkreis-stadt-wittlich.de,