Wie Penelope sich die Männer vom Hals hielt

Auf Freunde der Antike wartet eine neue Attraktion in den Trierer Viehmarktthermen. Dort entsteht das Bild der Penelope neu, der treu ausharrenden Frau des Odysseus. Die Schau entstand als Zusammenarbeit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz und des Zentrums für Altertumswissenschaft, Original- und Abgusssammlung der Universität Trier.

 Penelope gilt als Ideal weiblicher Tugend – sie hielt ihrem vermissten Gatten die Treue. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Penelope gilt als Ideal weiblicher Tugend – sie hielt ihrem vermissten Gatten die Treue. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. (er) So kann man sich natürlich auch lästige Verehrer vom Hals halten. Über drei Jahre webte Penelope am Leichentuch ihres Schwiegervaters Laertes. Erst nach Fertigstellung des Textils vertröstete sie die drängenden Herren, die es auf ihr Bett und die Macht im Königreich abgesehen hatten, wolle sie sich für einen Nachfolger ihres zwecks Heldentaten aushäusigen und als vermisst gemeldeten Ehemanns Odysseus entscheiden. Der Trick dabei: Bei Nacht zerstörte die zwar tugendsame, aber listenreiche Königin von Ithaka, was sie bei Tag gearbeitet hatte. Der sittsamen, treu sorgenden Gattin hat der griechische Dichter Homer (etwa 8. Jh. v. Chr.) in seiner "Odyssee" ein unsterbliches Denkmal gesetzt. Mehr noch: Penelope galt dem alten Griechenland als Ideal weiblicher Tugend und ehelicher Treue. Darstellungen von ihr fanden sich auf Reliefs und Trinkgefäßen. In Statuen wurde sie ins Bild gesetzt und verherrlicht. Jahrhunderte später revitalisierte der sittenstrenge römische Kaiser Augustus das inzwischen vergessene Penelope- Motiv, um der grassierenden Emanzipation der römischen Frau ein Ende zu machen und sie zurück ins Haus zu zwingen. Die Seele liegt in Sorgenfalten wie ein Gewand

Auch in neuerer Zeit hat man (allerdings aus streng wissenschaftlichen Gründen) versucht, das Bild der Penelope anhand antiker Vorlagen zu rekonstruieren. Im Mittelpunkt der Trierer Ausstellungen stehen zwei Gipsrekonstruktionen der "Trauernden Penelope". "Edle Einfalt, stille Größe" , das berühmte Wort des Archäologen Johann Joachim Winckelmann kommt einem in den Sinn angesichts der weißen Frau mit dem demütig gesenkten Kopf, deren Seele in Sorgenfalten liegt wie ihr Gewand. Es gibt einiges zu lernen über die Rekonstruktionsprobleme, antike Penelope-Abbildungen sind im Foto zu sehen. Ausführlich wird das Weben als typisch weibliche Beschäftigung dargestellt. Ein antiker Webstuhl ist aufgebaut. Gewürdigt werden die schwierigen Muster der antiken Webkunst. Etwas zu sehr um Aktualität bemüht wirkt der Brückenschlag zum modernen Muttertag und der Nachkriegszeit oder gar die Bezeichnung der Königin von Ithaka als "allein erziehende Mutter". Gerade Letzteres macht einmal mehr deutlich, wie sehr Begriffe von ihrer Zeit abhängen. Thematisiert wird schließlich noch die farbige Fassung der antiken Statue. Winkelmann irrte ja bekanntlich mit seiner Vorstellung vom unschuldigen Weiß der antiken Bilderwelt. Bis 22. Juni, täglich 9-17 Uhr, 1.Werktag der Woche geschl., Tel.: 0651-9941057

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