Wie heißt die Hauptstadt von Texas?

DORTMUND. "Das erste interaktive Lexikon" kündet der in Dortmund ansässige Harenberg-Verlag an. Für "Wer wird Millionär?"-Aspiranten ein wertvolles Hilfsmittel zum Reichtum.

Pisa hat sämtliche Alarmglocken in Gang gesetzt, und einige klingen immer noch nach. Man kann die Leute schließlich nicht zum Lexikonlesen zwangsverpflichten, damit sie den ganzen Brockhaus oder Meyer abrufbereit im Kopf haben. Aber man kann sie zumindest verführen - mit List und Geschick. Jedenfalls versucht das der Dortmunder Harenberg-Verlag mit seinem "Kursbuch Bildung". Das klingt nicht von ungefähr nach höchster Eisenbahn: Nur wer den Zug nicht verpasst, bleibt nicht im Regen der Ignoranz stehen. Auf den ersten Blick ist das "Kursbuch Bildung" ein ganz normales Nachschlagewerk, wenn auch mit einem für diese Art Bücher recht großzügigen Layout. Beim zweiten Blick wird auch klar, warum das so ist: Da steht nicht nur das Schlagwort mit einer Definition, sondern - auf einem grau unterlegten Feld darunter - werden drei Fragen zum Sachgebiet gestellt. Allerdings nützt es nichts, den Eintrag - sagen wir mal - "Soziologie" Wort für Wort zu studieren, um die Frage "Wer begründete den Strukturfunktionalismus?" beantworten zu können. Denn der wird in dem besagten Artikel überhaupt nicht erwähnt. Dafür muss man dann bis zum rot markierten Teil des Buches vorblättern, wo dem Mann ein eigener Eintrag gewidmet ist - und zusätzlich auch den beiden anderen, die als "multiple choice"-Alternative bei den Fragen stehen. Auf diese Weise - und das ist schlicht genial zu nennen - werden Fragen beantwortet, die man gar nicht gestellt hat. Wobei sich auch wie von selbst die zunächst rätselhafte Bemerkung im Vorwort erklärt, derzufolge auf 5072 Fragen mehr als 15 000 Antworten parat stehen: Auch zu den falschen Antworten, die natürlich in einem Zusammenhang mit dem Wissensgebiet stehen, werden Erklärungen geliefert. Wenn ich weiß, dass es Mel Brooks war, der gerne Filmklassiker parodiert, erfahre ich im Antwortteil trotzdem etwas über Brian De Palma und Blake Edwards, die als Alternativen angekreuzt werden können. Natürlich ist mit rund 2000 Einträgen das Wissen der Welt nicht erschöpfend erklärt. Aber zum Schmökern und für amüsante Spiele auf Partys, nach denen man nicht mit einem Kater, sondern hinzugewonnenem Wissen aufwacht, ist das Lexikon allemal geeignet. Wobei eine der Fragen auch dem Begründer des Strukturfunktionalismus gelten könnte.

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