"Wir haben keine bleibende Statt"

Sehenswerte Fotos zur menschlichen Existenz zeigt derzeit die Junge Kunst in ihrer Galerie in der Karl-Marx-Straße in Trier. Sonja Kälberer hat in der aktuellen Ausstellung ihr ganz persönliches Höhlengleichnis inszeniert.

 Menschen sind immer unterwegs. Eine Besucherin beim Betrachten einer Fotoarbeit von Sonja Kälberer.TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Menschen sind immer unterwegs. Eine Besucherin beim Betrachten einer Fotoarbeit von Sonja Kälberer.TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Dass unsereins auf Erden keine "bleibende Statt" hat, wissen wir schon aus der Bibel. Die latente irdische Obdachlosigkeit ist seit jeher ein unerschöpfliches Thema für Bildende Künstler und Literaten. Auch Sonja Kälberer beschäftigt die "Behaustheit" - besser Unbehaustheit - des Menschen in der Welt. "Die Brüchigkeit aller Verhältnisse ist mir bewusst", sagt die 1970 geborene Künstlerin aus Dettingen bei Stuttgart, deren Biografie selbst für permanenten Szenenwechsel steht. Ihr Studium in Tübingen tauschte sie gegen eine Ausbildung als Krankenpflegerin. Seit 1997 arbeitet sie in der Psychiatrie in Nürtingen. Parallel dazu studiert sie seit 2003 Grafik und Buchkunst in Leipzig.

Sonja Kälberer hat ihr eigenes Höhlengleichnis geschaffen. Als Bild für das unsichere Haus der menschlichen Existenz dient Kälberer in der Trie rer Fotoserie ein Zimmer, dessen Innenraum sie fotokünstlerisch von Bild zu Bild neu inszeniert. Dabei ist eine bildnerische Auseinandersetzung entstanden, die ausgesprochen poetische wie doppelbödige Ansichten produziert, die eine Fülle von Assoziationen hervorrufen.

Um es gleich zu sagen, die Gesamtstimmung ist düster wenngleich nicht hoffnungslos, signalisieren doch die schwarzen Höhlen, an die man beim Anblick des rohen, gesteingleichen Materials denkt, gleichermaßen Bedrohung wie Geborgenheit. Und auch der mit Fell ausgeschlagene Raum mag ebenso für einen unzivilisierten Urzustand stehen wie für Schutz, Urvertrauen und seelisches Wohlgefühl.

"Rohbau" trifft auf bürgerliche Ordnung



Es ist neben dem malerischen Reiz diese Doppelbödigkeit, die Kälberers Fotos spannend macht. Am interessantesten ist der Künstlerin das in jenen Arbeiten gelungen, in denen sie den "Rohbau" der Behausung mit Attributen bürgerlicher Wohlgeordnetheit verbindet. So wie die Künstlerin das in der einen Fotografie mit dem Lamellenfenster tut oder in einer anderen, in der ein harmloser roter Lampenschirm das rohe Gestein warm beleuchtet.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. August in der Galerie Junge Kunst, Karl-Marx-Straße 90, in Trier, zu sehen. Geöffnet ist die Galerie freitags zwischen 17 und 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0651/9763840, www.junge-kunst-trier.de

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