"Wir wollen bis nach Trier ausstrahlen"

Ende April erhält die Region ein weiteres kulturelles Zentrum: Das "Trifolion" in Echternach wird nach elfjähriger Bauzeit eröffnet. Sagenhafte 32 Millionen Euro hat die 5000-Seelen-Gemeinde in das "Centre culturel et touristique" investiert - nicht ganz freiwillig. Jetzt soll ein versierter Manager aus Bitburg dafür sorgen, dass die Ausgaben sich auch rentieren.

 Große Pläne in der Region: Das Trifolion und sein Chef Ralf Britten. Fotos: Isabelle Finzi (Tagblatt), Dieter Lintz

Große Pläne in der Region: Das Trifolion und sein Chef Ralf Britten. Fotos: Isabelle Finzi (Tagblatt), Dieter Lintz

Echternach. Es war einmal eine kleine, idyllisch im Sauertal gelegene Gemeinde, die durch eine traditionelle Prozession und ein gediegenes Klassik-Festival bekannt war. In den 90er Jahren kam der Wunsch auf, eine Art gehobenes Vereinshaus zu bauen. Es sollte auch für Konzerte und Tagungen taugen. Acht Millionen Euro gingen als erste Kosten-Schätzung durchs Städtchen, und als man sich 1997 für einen schicken Standort im Zentrum entschieden und die Planung fertig hatte, sollte das Projekt stolze 12 Millionen Euro kosten und bis zum Jahr 2000 realisiert sein. Dann gingen die Jahre ins Land, es kamen Teuerung, Asbestsanierung und Denkmalschutzvorgaben. 2002 machte man eine Zwischenbilanz und erschrak: Plötzlich standen 25 Millionen Euro zu Buche. Weiter ging es mit Baustopps und Verzögerungen, die politischen Akteure wechselten, die Gemeinde holte sich frisches Geld beim luxemburgischen Staat. Konstant blieb nur die Kostensteigerungsrate. Nun, da für April die Eröffnung des Zentrums ansteht, ist man bei 32 Millionen angekommen - weit mehr als etwa die Trierer Großraum-Arena gekostet hat. Trotzdem bleibt man in Echternach recht gelassen. "Wir müssen nach vorne schauen", sagt der seit 2006 amtierende Bürgermeister Marc Diederich im "Luxemburger Wort". Für den Blick in die Zukunft ist Ralf Britten zuständig. Vor einem Jahr ist er als Direktor in das schwierige Mammut-Projekt eingestiegen - unbelastet von allen Planungs-Debakeln. Jetzt pendelt er zwischen Marketing, Veranstaltungsorganisation und Bauleitung hin und her wie ein Jongleur im Zirkus.Noch sieht das Haus aus wie eine Baustelle

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Zehn Wochen vor der Eröffnung sieht sein Haus noch aus wie eine Baustelle. Aber hinter dem Staub wird ein edles Ambiente sichtbar, bei dem sogar die Fahrstuhltüren schickes Holzfurnier tragen. Eine mit allen akustischen Schikanen ausgestattete Konzerthalle, auf deren Bühne 130 Musiker für bis zu 700 Zuschauer spielen können. Ein "kleiner Saal" für 300 Besucher samt hübscher Galerie. Dazu moderne Kongress-Räumlichkeiten bis unters Dach, inklusive Dolmetscher-Kabinen, Wandelgängen, Großküche und mobilen Theken-Systemen. Nicht zu vergessen eine repräsentative Eingangshalle mit architektonischen Finessen, die auf die historische Schiffsbau-Tradition der Echternacher anspielen. Ralf Britten saust im Eilschritt durch sein Reich, sichtlich stolz auf die unendlichen Möglichkeiten, die sich hier bieten. Aber er weiß auch, wie schwer es sein wird, den Erwartungen standzuhalten, die sich unweigerlich mit der gigantischen Investitionssumme verbinden. Kein Wunder, dass der 42-Jährige viel von Vermarktung redet, von Firmenveranstaltungen, Kongressen und "Incentives", für die er auch Unternehmen vom Kirchberg in das attraktive Sauertal-Ambiente locken will. Dass er angesichts der riesigen Konkurrenz mit Kultur allein nicht überleben kann, ist ihm klar. Dennoch ist sein erklärtes Ziel, "mit unserem Veranstaltungs-Angebot bis in die Eifel und nach Trier hinein auszustrahlen". Der Gedanke liegt nahe, stammt der studierte Jurist und einstige Klavier-Meisterschüler doch aus Bitburg. Seine Biografie prädestiniert ihn für das breite Aufgabenspektrum in Echternach: Jurist, Künstler, internationale Erfahrung in der Privatwirtschaft, zuletzt bei einem Marktführer auf dem deutschen Konzertveranstaltungsmarkt tätig. Know-How von außen hat er mitgebracht. Den Namen "Trifolion" für das neue Haus ließ er bei den Spezialisten von "Endmark" entwickeln, beim Konzert-Programm arbeitet die renommierte Weimarer Agentur "kulturdienst" mit. Um den eigenen Platz am Markt zu finden, hat er sogar das Kultur-Angebot in der Großregion wissenschaftlich analysieren lassen. Aber all das ist Makulatur, wenn sich ab dem 24. April zeigen muss, wie sich das "Trifolion" in der Praxis entwickelt. Das Trifolion-Programm Am 24. April kommen die Luxemburger Philharmoniker zum feierlichen Eröffnungskonzert, am 25. April präsentiert das "Festival Echternach" den jungen Kult-Pianisten Francesco Tristano Schlimé. Am 26. April ist ein Tag der offenen Tür geplant, der von der bei der Kulturhauptstadt-Eröffnung gefeierten Straßentheater-Truppe "Les plasticiens volants" begleitet werden soll. Am 27. April gastiert Herman van Veen. Im Mai und Juni sind sieben hochkarätige Veranstaltungen des Echternach-Festivals vorgesehen. Die weitere Jahresplanung sieht unter anderem Musik-Kabarettist Hans Liberg (28. Juni), Fado-Sänger Telmo Pires (26. Juli), Götz Alsmann (16. Oktober), Sissi Perlinger (1. November) und die Jazzerin Rebekka Bakken (16. November) vor. Im November soll auch die Premiere des Trifolion als Theater-Spielstätte steigen, mit dem Stück "Die Grönholm-Methode". Die Homepage www.trifolion.lu ist derzeit noch in Vorbereitung. Demnächst erscheint auch eine Broschüre, die das Haus der Öffentlichkeit vorstellt.

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