Wo Kunst steht, ist Heimat

Kunst steht in Konz hoch im Kurs. Zum dritten Mal versammelt die Verbandsgemeinde für vier Wochen zehn Bildhauer zur gemeinsamen Arbeit im Außenraum. Wer will, kann den Künstlern bei der Arbeit zuschauen und mit ihnen ins Gespräch kommen.

 Massive Steine zeigen sich in abstrakter Verfremdung. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Massive Steine zeigen sich in abstrakter Verfremdung. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Konz. "Man muss Menschen Zeichen setzen, damit sie sich mit ihrer Stadt oder ihrer Landschaft auseinandersetzen und sich darin wieder finden", sagt Winfried Manns. Für den Konzer Bürgermeister ist es gerade die Kunst, die solche identitätsstiftenden Zeichen schafft. Seit Jahren engagiert sich der Kommunalpolitiker in der Kunstförderung, wobei der öffentliche Raum einen besonderen Schwerpunkt bildet. Derzeit steht die Kunst wieder ganz oben. Zum dritten Mal richtet die Gemeinde ihr Internationales Bildhauersymposion "Skulptur am Fluss" aus.Kulturdreieck zwischen Saar und Mosel

Zehn Bildhauerinnen und Bildhauer haben sich an der Ölmühle im "Konzer Tälchen" und in den Flussauen am Altarm der Saar in Kanzem eingefunden, um dort zu arbeiten und den Dialog zwischen Natur und Kultur zu führen. Das gemeinsame vierwöchige Schaffen setzt mit den entstandenen Bildwerken nicht nur neue künstlerische Akzente vor Ort, es führt auch den "Skulpturenweg Rheinland-Pfalz" weiter."Zusammen mit der Obermosel und der restlichen Saar entsteht so ein Kulturdreieck", freut sich Manns. Rund 100 000 Euro kostet das Symposion. Den größten Teil der Kosten haben Sponsoren übernommen. Einzig der Aufwand für die Fundamentierung der Skulpturen bleibt der Verbandsgemeinde. Je 20 000 Euro haben zudem das Land und die Kulturstiftung Rheinland-Pfalz beigetragen. "Die gedankliche Arbeit fängt eigentlich schon nach Abschluss des letzten Symposions an", sagt Hildegard Reh. Gemeinsam mit Marita Souville vom Kulturbüro Konz betreut die Galeristin aus Oberbillig das Kunstprojekt. Allein der Aufwand einen geeigneten Platz zu finden, sei groß. Den Künstlern bei der Arbeit zusehen

Allerdings hätten viele Gemeinden inzwischen erkannt, dass die Skulpturen als "positive Steine des Anstoßes" eine wesentliche Bereicherung ihres Lebensraums darstellen. Ganz wichtig ist den Veranstaltern die Einbindung der Öffentlichkeit. Wer will, kann den Künstlern bei der Arbeit zuschauen. Eine Ausstellung im Kloster Karthaus stellt die zehn von einer Jury ausgewählten Teilnehmer aus Deutschland, Island, Irland, Italien und den Niederlanden mit repräsentativen Arbeiten vor. Bis auf Jürgen Waxweiler aus Traben-Trarbach, der mit seinem zentralen Thema, dem Kopf als Ausdruck des Menschseins, vertreten ist, handelt es sich um abstrakte Positionen. Im begrenzten Galerieraum fällt die Orientierung gelegentlich etwas schwer. Sofort ins Auge fallen gleichwohl die eleganten Objekte der im Saarland lebenden Isländerin Sigrun Olafdottír, in deren Stahlbögen sich Kraft, Dynamik und Zartheit verbinden sowie Thomas Links sakrale Basalt-Stelen. Die auch in Trier vertretene Italienerin Maria Claudia Farina hat ihre Lieblingsthemen Schiff und Welle etwas sehr dekorativ in Marmor überformt. Auch im Kleinformat überzeugen Dorsten Diekmanns Steinarbeiten, in denen es um Drehung und eben jenen Gegensatz zwischen rau und glatt geht. Werner Bitzigeio zeigt einmal mehr seine bekannten Stahlknäuel, Johannes Michler seine Steinzeichen. Lust auf mehr machen auch die Arbeiten des Niederländers Ton Kalle, der das Innenleben seiner Steine eindrucksvoll zum Sprechen bringt. Das ist überhaupt das Schöne an dieser Schau, dass sie wie eine anregende Vorspeise wirkt, die so richtig Lust auf den Hauptgang macht. Ausstellung: bis 7. September, Di -Fr 15-18 Uhr, Sa u. So 13-17 Uhr, Galerie Kloster Karthaus, Konz. Arbeitsstandorte des Symposions bis 7. September: Ölmühle Konz-Niedermennig, Schul- und Sportzentrum und Kanzemer Saar-Altarm. Kontakte: Marita Souville, Kulturbüro Konz, Telefon: 06501-83197, Hildegard Reeh, Telefon: 06501-12297.

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