Wo ist die Schmerzgrenze?

Es ist schon eigentümlich, was die deutsche Fernseh-Nation sich so alles bieten lässt. Erinnern Sie sich an das Medien-Echo vor vier Jahren über Big Brother? Aber das ist schon lange Schnee von gestern.

Blechhütten-Experimente an der Autobahn-Abfahrt Köln-Hürth reizen schon lange nicht mehr. Jetzt geht der Trend in Richtung oberpeinliche Real-Satire im Luxus-Ambiente. Neulich zum Beispiel ließ sich im Privat-Sender Sat.1 eine junge Frau namens Mareike dazu verleiten, mit einem Albtraum-Verlobten fernsehwirksam in eine Villa zu ziehen. Albtraum-Verlobter ist schon fast eine Untertreibung. Denn der Mann, genannt Gunnar, ist nicht nur ein vollfetter Volltrottel, sondern kann sich auch nicht benehmen. Und außerdem hat er offensichtlich ein kleines Alkohol-Problem. Das alles tut sich die arme, aber hübsche Mareike nur deshalb an, weil 500 000 Euro am Ende der Fernseh-Tortur locken. Vorausgesetzt, sie überzeugt ihre Familie, Freunde und Geschwister davon, ihn als Mann ihrer Träume zu aktzeptieren. Heirat eingeschlossen. Anschließende Scheidung natürlich in Aussicht gestellt. Ein ganz schön heftiges Programm. Da können Brust-Vergrößerungen vor laufender Kamera kaum mithalten. Denn was ist schon ein OP-Termin mit ein paar Spritzern Blut gegen den Bund fürs Leben? Da verblassen selbst Fernseh-Reportagen über die Abenteuer von "Miss Popo-Tattoo", die zeigen, was deutsche Mädels mit Steiß-Geweih so alles auf Malle erleben können. Offenbar ist die Schmerzgrenze schon längst überschritten. Einziger Hoffnungsschimmer: Der Patient, pardon, der Fernsehzuschauer, merkt nix mehr, weil er eh schon im Medien-Koma liegt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort