Wundertüten ohne Wunder

Trier · Denken und Schauen will die Ausstellung der Gesellschaft für Bildende Kunst im Palais Walderdorff in Trier aktivieren. Das bleibt allerdings Programm.

Das „Wundertüten“-Objekt von Sylvia Richter-Kundel in der Galerie Palais Walderdorff.TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Das „Wundertüten“-Objekt von Sylvia Richter-Kundel in der Galerie Palais Walderdorff.TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Foto: Eva-Maria Reuther (er) ("TV-Upload Reuther"

Trier Nicht alles Alltägliche wird zum künstlerischen Ereignis, wie die aktuelle Ausstellung der Gesellschaft für Bildende Kunst im Palais Walderdorff einmal mehr zeigt. Dort sind unter dem Titel "KKG: Schau + Denk" Arbeiten von Sylvia Richter-Kundel zu sehen. Das Denken beginnt gleich mit dem Grübeln darüber, was nun wohl mit der Abkürzung "KKG" gemeint sei. Der Handzettel zur Ausstellung gibt keine näheren Auskünfte. Und googlen hilft auch nicht viel weiter. Immerhin bietet die Suchmaschine mehrere Karnevalsgesellschaften an.
Doch zurück zum Offensichtlichen: Sylvia Richter-Kundel löse Alltägliches aus ihren üblichen Funktionszusammenhängen, um sie in neue, bisweilen skurrile oder sogar mehrdeutige Sinnzusammenhänge zu stellen, heißt es sinngemäß in der Handreichung. Verändert werden sollen dabei gesellschaftliche Sehgewohnheiten. Die Botschaft hat man bekanntlich schon öfter gehört. In diesem Fall bleibt allerdings die künstlerische Absicht Programm und der Glaube daran schwach. Das Alltägliche der Wormser Künstlerin besteht in Trier aus Broschüren, Verpackungsmaterialien, Einladungen und allerhand Kleinkram des Alltags. Neu ist das weiß Gott nicht, schon gar nicht originell.
Was sich zudem hier als daraus entstandene künstlerische Objekte präsentiert, ist inhaltlich und als Bildschöpfung blass und wenig überzeugend. Aus den Versatzstücken grauer Alltagskultur schlägt Richter-Kundel weder geistige noch gestalterische Funken. Ihre "Wundertüten" sind Glaskästen mit Papiertüten, auf die ein paar bemüht witzige Sinnsprüche gedruckt sind. Als "Wandteppiche" hat sie Flyer und Ähnliches zu bunten Wandbehängen aus Papier zusammengenäht.
Da die Künstlerin auch Vorsitzende des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Rheinland-Pfalz ist, thematisiert ihr Flickenteppich aus Papier vorzugsweise Themen, mit denen sich die Kunstaktivistin auseinandersetzt, wie etwa die Diskussion über Künstlerhonorare bei Ausstellungen. Kaum erhellend und als Bildidee längst pfiffiger realisiert stellen sich Richter-Kundels "Dingelinge" dar. Man betritt die aktuelle Ausstellung im Palais Walderdorff mit der unbedingten Bereitschaft, ihrem Titel zu folgen und zu schauen und zu denken. Man verlässt sie allerdings mit dem Gefühl, dass es nicht viel zu sehen gab und die Denkanstöße gering waren, selbst wenn man einräumt, dass die Bildidee wichtiger ist als ihre ästhetische Umsetzung. Zudem muss man sich fragen, ob jede Veränderung von Sehgewohnheiten zwangsläufig zu neuen Einsichten führt.
Die Ausstellung läuft bis zum 3. Juni; geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr; weitere Infos auf <%LINK auto="true" href="http://www.gb-kunst.de" text="www.gb-kunst.de" class="more"%>

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