Zahmer Auftritt

LUXEMBURG. Vielfältig zeigt sich die Kunst der Großregion in der Luxemburger Rotunde. Die Schau "Roundabout" ist Teil des Europäischen Kulturjahres.

 Eher Musterschüler als Bilderstürmer: Leslie Barnigs Kuschelmonster "Mobile". TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Eher Musterschüler als Bilderstürmer: Leslie Barnigs Kuschelmonster "Mobile". TV-Foto: Eva-Maria Reuther

"Ich vertraue auf Kaninchen" steht auf der Rückseite des Weltalls. Und noch andere Denksprüche sind auf der Pappwand zu lesen: "Guter Geschmack schadet" oder "Mein Ego ist zu klein für meinen Penis". Ausdrücklich wird gewarnt: "Das soll kein Spaß sein." Ist es aber doch. Schließlich ist Roland Quetschs Videoinstallation vom Hasen, der sich per Kühlschrank aufmacht, den Weltraum zu erobern, mit Abstand der witzigste Beitrag der Luxemburger Schau "Roundabout". Künstlerische Frischluft wollte Kurator Christian Mosar mit dieser Schau, an der 28 junge Künstler der Großregion beteiligt sind, durch die Rotunde 2 wehen lassen. Freilich - mehr als ein leises Lüftchen ist nicht zu spüren. Wahrscheinlich war das ganze Projekt von Anfang an inhaltlich überfrachtet. Ein Laboratorium für junge Kunstexperimente und eine Spielwiese sollte nach dem Willen des Kurators das Ausstellungsrund werden. Wobei sich Mosar auf keinen geringeren als den Philosophen Johan Huizinga beruft, nach dessen Theorie Kultur im Spiel entsteht. Aber mehr noch: Gleichermaßen großregional wie global sollte sich die junge Kunst präsentieren, dazu systemkritisch und visionär. Jetzt trägt das ehrgeizige Vorhaben schwer an seiner Sinngebung. Statt aufregendem Experiment und künstlerischem Abenteuerspiel ist eine gut inszenierte Schau mit den gängigen Mitteln Foto, Video, Installation und Plastik entstanden, deren einzelne Arbeiten in der Regel bildkünstlerisch eher von Musterschülern denn von Bilderstürmern zeugen. Was sich im Rund der Rotunde darstellt, ist keine künstlerische Frischzelle, sondern eine Miniausgabe der etablierten zeitgenössischen Kunstszene. Selbst so ansehnliche Arbeiten wie Pia Müllers "Obst Video", Leslie Barnigs "Kuschelmonster Mobile", Francois Genots "Riesen Mikado", Jeanine Unsens Photos oder Claudia Passeris "Heuschreckenschwärme" haben so viele Vorväter und Verwandte, dass wirklich nicht von Neuem die Rede sein kann. Sehenswert ist auch Isabelle Marmanns Arbeit, die Weltwissen und Befindlichkeiten als Postkarten in Ständern sortiert hat. Man mag die mangelnde Innovation dieser Schau beklagen. Was sie auf jeden Fall offenbart, ist das Dilemma einer jungen zeitgenössischen Kunst, die allerorts am Tropf von Stipendien, Förderpreisen und Symposien hängt, deren Jurys in der Regel selbst mit dem Mainstream schwimmen und alles andere als risikobereit sind. Ein wenig hat sich beim Projekt "Roundabout" übrigens das Spielen verselbständigt. Auch der Katalog ist zwar ein anregendes aber wenig informatives Memoryspiel. Bei einem braven Heft mit ein paar Angaben zu den Künstlern wäre der Gewinn größer. Bis 21. Januar, Di-So 11-19 Uhr, Do 11-21 Uhr, Rotunde 2 , www.luxembourg 2007.org

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