Zauberhafte Zauberflöte

TRIER. (DiL) Minutenlanger Jubel für eine vorzügliche Ensembleleistung: Das Publikum im Theater Trier feierte die Wiederaufnahme von Mozarts "Zauberflöte".

 "Zauberflöte", zweite Runde: Thomas Kießling als Tamino und Anette Johansson (Tamina).Foto: Lydia Oermann

"Zauberflöte", zweite Runde: Thomas Kießling als Tamino und Anette Johansson (Tamina).Foto: Lydia Oermann

"Das ist er", flüsterte es durch die voll besetzten Reihen im Saal, als Jung-Tenor Thomas Kießling bei seinem Opern-Comeback als Tamino die Szene betrat. Zum "normalen" Theaterpublikum hatten sich offenkundig einige Fans gesellt. Aber Kießling verzichtete auf jegliches Stargehabe, passte sich unprätentiös ins Ensemble ein. Darstellerisch souverän, meisterte er die Rolle auch stimmlich ohne Fehl und Tadel.Ein Tamino von ungewöhnlichem Zuschnitt: eine kräftige, aus dem Brustregister ansatzlos hoch getriebene Stimme, die männlich-kernig klingt, mit kleinen Einschränkungen bei den leisen, lyrischen Tönen. Da ist noch mehr drin, wenn er weiterhin "seriöse" Oper singt ­ vielleicht sogar eher Richtung dramatisches Fach.Für seine Rückkehr auf die Opern-Bühne hätte sich der Trierer Kießling keine besseren Umstände wünschen können. Das begann bei Heinz Lukas-Kindermanns schwereloser, ideenreicher Inszenierung, die mit Bildern spielt, eher Phantasie als Philosophie in den Mittelpunkt stellt. Und das Ensemble, das die Produktion umsetzte, vermochte zu begeistern. Sylvia Koke war eine nuancenreiche "Königin der Nacht", die das seltene Kunststück fertigbrachte, Mozarts halsbrecherische Verzierungen virtuos zu singen, ohne dabei wie ein Koloratur-Automat zu klingen.Eine Königin mit Gefühlen, das machte Spaß, ebenso wie der vor Spielfreude berstende Papageno von Andreas Scheel. Da wurde nach Herzenslust "improvisiert", bis hin zur kabarettreifen Couplet-Einlage über die Finanznöte des Trierer Theaters. Kein Zufall, dass der Beifallspegel bei ihm am stärksten ausschlug. Nur die rudimentären Dialekt-Elemente des "Wienerns" könnte er sich (oder man ihm) ersparen.Virtuose Körpersprache bei Peter Koppelmann (Monostatos) und Evelyn Czesla (Papagena), eine sichere Bank die Pamina von Anette Johansson, solide der Sarastro von Juri Zinovenko und der Sprecher von Laszlo Lukacs, pfiffig-originell die drei Damen Susanne Geb, Eva-Maria Günschmann und Vera Ilieva. Die "drei Knaben" sind in Trier drei exzellent disponierte, bemerkenswert bühnensichere Mädchen: Regine Buschmann, Friederike Springer und Kristina Karmeier.Es hätte auch ein Abend des Or- chesters werden können. Der Klang stimmte, das Temperament auch. Aber István Dénes und die Sänger konnten sich all zu oft nicht auf ein gemeinsames Tempo einigen. Dirigent zu schnell? Solisten zu langsam? Etwas mehr Linie hätte gutgetan. Ein Wermutstropfen ­ aber wirklich nur ein kleiner.

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