Weltkulturerbe Weltkulturerbe in Trier: Zeichen der Zeit am Schwarzen Tor (Fotostrecke/Video)

Trier. · Das Schwarze Tor ist weltberühmt. Es ist das am besten erhaltene römische Stadttor nördlich der Alpen. Die Geschichte der Porta Nigra als Bollwerk, Eremitenklause, Kirche und Weltkulturerbe ist auch eine Erzählung von Graffitis aus 1800 Jahren.

Weltkulturerbe: Weltkulturerbe in Trier: Zeichen der Zeit am Schwarzen Tor (Fotostrecke/Video)
Foto: Rainer Neubert
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Kaiser Napoleon setzte ein Zeichen, als er im Jahr 1804 bei seinem Besuch in Trier den Abriss der Kirche St. Simeon verfügte, um das römische Tor freizulegen. Die Bewunderung des Feldherrn für die Antike lässt sich bis heute nur an wenigen anderen Orten so gut nachvollziehen wie an der mächtigen Porta Nigra. Diesen Namen hat das Tor erst in späteren Jahrhunderten erhalten, wegen der schwarzen Krusten auf der Oberfläche des Sandsteins, der dem Bauwerk seine heutige Farbe gibt.Als die mehr als 7000 Steine für das 5500 Kubikmeter umfassende Quaderwerk im Umland von Trier aus den Felsen gebrochen wurden, war von diesem dunklen Farbton noch nichts zu sehen. "Die vorbehauenen Quader kamen zum Beispiel aus Butzweiler", sagt Georg Breitner von der Stabsstelle Unesco-Welterbe Trier. "Anhand von 200 dokumentierten Steinbruchmarken, mit denen die Steinmetze das Baumaterial schon vor dem Transport nach Trier markiert haben, lässt sich auf die Herkunft der Steine schließen."
SIC, ATOT oder MAC sind solche Marken, die um das Jahr 180 n.Chr. vermutlich zu Abrechnungszwecken angebracht wurden. Sie sollten bei der Glättung der Steine in dem fertigen Mauerwerk abgetragen werden, wozu es allerdings kaum kam. Denn der Porta Nigra wurde als römisches Stadttor niemals die Pracht verliehen, die ursprünglich geplant war. So sind die Steinbruchmarken die ältesten von Tausenden Graffitis, die heute auf den zweiten Blick mehr über die Geschichte des Bauwerks erzählen.
"Es gibt an der Porta Nigra unzählige Formen von Einritzungen und Schriftzeichen aus verschiedenen Jahrhunderten", sagt Breitner. "Gehäuft gibt es die aus der Kirchenbauphase und natürlich aus der Neuzeit."
Anhand von bis heute erhaltenen antiken Datumsmarken und ähnlichen Markierungen konnten Archäologen schätzen, wie lange der Bau des repräsentativen Wehrtores einst dauerte. "Bei einer Leistung von 24 Steinen pro Tag errechnet sich eine Bauzeit von 1,5 Jahren", sagt Bauforscher Georg Breitner, der auch von den künstlerisch etwas anspruchsvolleren Zeichen der mittelalterlichen Steinmetze begeistert ist.
Die gingen ans Werk, nachdem der Eremit Simeon nach fünf Jahren Einsamkeit im Ostturm des Tores im Jahr 1035 gestorben war und wenig später heilig gesprochen wurde. Sieben Jahre später verwandelte ein geweihter Altar das römische Tor in eine Pilgerkirche mit angrenzenden Stiftsgebäuden, die nun das Städtische Museum beherbergen. Eine Multivisionsschau, die in heutigen Tagen während der Öffnungszeiten in einer Dauerschleife im Oststurm zu sehen ist, gibt den Besuchern über diese Zeit Aufschluss.
Damals wurden die Torbögen zugeschüttet. Eine breite Treppe führte nach oben in die Doppelkirche, deren Wände geglättet und verputzt wurden. Aus dem Stein wurden Reliefs herausgearbeitet und zum Teil mit Stuck ergänzt. Die beeindruckenden Reste aus der Zeit des Rokoko überraschen die Besucher der Porta heute ebenso wie die Dimensionen des Bauwerks, die erst beim Weg durch die Tortürme und die drei Etagen greifbar werden.
An den gut zugänglichen Stellen bekommen auch interessierte Betrachter dabei nicht mehr viele der Graffitis jener Zeit zu sehen. Einritzungen und mit Edding oder Kugelschreiber angebrachte Sprüche, Datumsangaben und Namenszeichen haben viele Hinterlassenschaften der Menschen aus den vorherigen Jahrhunderten getilgt. "Wir können das einfach nicht verhindern", bedauert Georg Breitner. "Vor allem die Schäden auf dem historischen Putz sind groß."
Aber warum haben Menschen seit Urzeiten den Drang, überall ihre Namen oder Zeichen zu hinterlassen? "Hinter Graffiti kann das Bedürfnis stehen, etwas Bleibendes zu schaffen", sagt Anne-Kathrin Mayer vom Leibnitz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier. "Mitunter dienen solche Zeichnungen auch als Ventil für Ärger und Aggression. Gerade bei Jugendlichen spielt der Reiz des Verbotenen eine zentrale Rolle."
Große und bunte Graffiti an der Porta Nigra sind dennoch eine Ausnahme. Den Grund dafür kennt Tom Cartus, Szenekenner und Leiter des Jugendzentrums Auf der Höhe: "Weil die Stadt Trier legale Flächen für die Sprayer bereitstellt, gibt es eine Vereinbarung in der Szene, historische Gemäuer zu schonen." Archäologe Georg Breitner ist darüber froh. "Grundsätzlich wäre es aber sicher interessant, die Graffitis aus all den Jahrhunderten und deren Bedeutung zu erforschen."

Extra: Sanierung

Für die Porta Nigra soll bis Ende 2017 feststehen, in welchem Umfang saniert werden muss. Grundlage dafür ist eine Bestands- und Schadensaufnahme, die seit vier Jahren erarbeitet wird.

Sanierungsbedarf: Die sogenannten schwarzen Krusten auf der Oberfläche des Kordeler Sandsteins sollen mit Laser- und Partikelstrahlverfahren reduziert werden, um langfristig gravierende Schäden am Naturstein zu verhindern. Wo schwarze Krusten besonders dicht sind, besteht die Gefahr, dass Feuchtigkeit die originale Bausubstanz angreift und Reliefs oder Bildornamente Schaden nehmen.

Darüber hinaus werden nicht fachgerecht eingesetzter Mörtel und Verfugungen behutsam entfernt und durch denkmalgerechte Materialien ersetzt. Auch die Dacheindeckung muss voraussichtlich erneuert werden.

Kosten: Bislang 1,2 Millionen Euro für die Bestands- und Schadensaufnahme.

Bauherr: Land Rheinland-Pfalz.

Zeitplan: Die Sanierung soll nach Auskunft des Landes ab 2020 in mehreren Phasen umgesetzt werden. Diese sind so geplant, dass die Porta zu keinem Zeitpunkt vollständig eingerüstet sein wird. Vordringliche Arbeiten werden bereits früher ausgeführt. So wurden in diesem Jahr die mittelalterlichen Putze in der Apsis gesichert und die beiden Epitaphien aus der Kirchenzeit gesichert und konserviert.

Extra: Anschauen

Adresse: Porta-Nigra-Platz, Trier, Telefon 0651/978080.

Öffnungszeiten: April bis September täglich 9 bis 18 Uhr; Oktober und März täglich 9 bis 17 Uhr; November bis Februar täglich 9 bis 16 Uhr. Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließung.

Erlebnisführung: "Das Geheimnis der Porta Nigra". Ein Zenturio entführt in die Zeit, als Rom die Welt regierte und der Kaiser in Trier die Geschicke des Imperiums leitete. Die Zuschauer sind dabei nicht nur passive Beobachter. Im November bis März samstags 15 Uhr; April bis Oktober freitags 15 Uhr und samstags 13.30 und 15 Uhr. An Sonn- und Feiertagen: 11.30 und 14 Uhr; zusätzlich von Juli bis Oktober mittwochs, 15 Uhr.

Weitere Informationen, unter www.trier-info.de/portanigra-info

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