Zerstören, um aufzubauen

Es darf kapituliert werden: Die Hamburger Band Tocotronic hat im vergangenen Jahr mit "Kapitulation" ein wichtiges, wuchtiges Album herausgebracht. Die Band macht heute Station in der Rockhal Esch.

Luxemburg. (AF) "Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt", raunzte einst Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow recht unvermittelt während des nicht ganz so lieben Lieds "Ich mag dich einfach nicht mehr so". Das war 1995. Das Jahr, in dem es das Hamburger Trio vom Insider-Tipp auf die größeren Bühnen schaffte und gleichzeitig dem Seitenscheitel und der Turnerjacke den Ausgehzwang verordnete. Wirklich weg war die Band danach nie. Aber nicht jeder damalige Fan machte die vielen Stil-Wechsel mit: Schließlich vereinte die Band schon vorher nicht die Ja-Sager sondern eher die "Egal, aaaber…"-Fraktion. Tocotronic-Trommler Arne Zank mag es, wenn alte Fans nach einiger Zeit wieder zur Band zurückfinden: "Manche sagen dann zu uns: ‚Also mit der einen Platte kann ich gar nichts anfangen - aber dafür ist die andere total super", sagt Zank im Telefonat mit dem TV. Das trifft wohl auch auf das aktuelle Album der Band zu: "Kapitulation" wurde von der Kritik hochgelobt - und auch von den Fans angenommen. Derzeit läuft der zweite Teil der Tour. Zank hat dabei in den vergangenen Monaten gemerkt, wie ein tonnenschwerer Begriff an Gewicht verlieren kann, wenn er durch den Alltag gezerrt wird: "Wir waren uns schon unsicher, ob man den Leuten einen Album-Titel wie ,Kapitulation' zumuten kann. Das war schon ein Klops, ein großer Begriff. Durch den häufigen Gebrauch zuletzt ist er inzwischen aber aufgeweicht." Was Kapitulation ist? Eine völlige Aufgabe. "Man muss zerstören - zerstören, um wieder aufzubauen." Zerstörerisch wird es heute in Esch sicher nicht werden. Der Schwerpunkt wird auf dem neuen Album liegen. Die Band mag es aber auch, "alte Sachen auszugraben und vielleicht im neuen Gewand rüberzubringen". Ein Großteil der alten Stücke komme für die Band live dabei nicht mehr in Frage. Tocotronic spielt heute im Club der Rockhal Esch/Alzette. Vorgruppe: Troy von Balthasar. Karten kosten an der Abendkasse 24 Euro.

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