Zu Gast im musikalischen Sternerestaurant

Im kleinen Rahmen leistete das Trierer "Novalis-Ensemble" Großartiges: Mit Bläser-Kammermusik besetzten die Musiker erfolgreich eine Nische der klassischen Musik.

 Überzeugte im Kurfürstlichen Palais mit einem musikalischen Gesamtkunstwerk: Das Novalis-Ensemble bot Bläser-Kammermusik auf höchstem Niveau. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Überzeugte im Kurfürstlichen Palais mit einem musikalischen Gesamtkunstwerk: Das Novalis-Ensemble bot Bläser-Kammermusik auf höchstem Niveau. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. (kbb) Ein gelungenes Konzert ist wie ein gutes Essen - Qualität und Ambiente müssen stimmen. Wenn das Popkonzert die musikalische Imbissbude darstellt und das Sinfoniekonzert das gehobene Mittelklasserestaurant, dann ist das Kammerkonzert wie der Besuch beim Sternekoch: Die Speisekarte ist klein, und nicht jeder findet dort etwas. Die Qualität ist dafür aber herausragend.

Dass beim Bläser-Kammerkonzert des Trierer "Novalis-Ensembles" daher nur knapp 50 Zuhörer den Weg in den Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais fanden, muss daher nicht verstören. Im Gegenteil. Seit sieben Jahren hat sich das Ensemble der Kammermusik mit Blasinstrumenten verschrieben und damit neben unzähligen Streicher-Ensembles eine Nische entdeckt. Da ist es nur konsequent, dass die fünf Musiker zur Vorspeise einen Klassiker der Bläser-Kammermusik reichten: Antonin Reichas Quintett für Flöte (Gertrud Pazen), Oboe (Eva-Maria Binkle), Klarinette (Dörte Form), Horn (Heribert Kröger) und Fagott (Klaus Risch) entstammt einer Serie von mehreren Quintetten, die Reicha in Paris komponierte - die Holzbläserbesetzung mit Horn galt fortan als stilbildend.

Das präzise Zusammenspiel der fünf Musiker wurde vor allem im Finale deutlich: Bunt durcheinandergewirbelt, fügten sich unterschiedlichste Motive am Ende zu einem großen Ganzen. Als abwechslungsreichen Zwischengang servierte das Novalis-Ensemble Gioacchino Rossinis Bläserquartett Nr. 1, als Hauptgang das 1888 komponierte Sextett für Bläser und Klavier von Ludwig Thuille. An den schwarz-weißen Tasten konnte Wolfgang Grandjean sein Können beweisen. Das Klavier brilliert mal solo, mal im Einklang mit den Bläsern. Im Finale wirken alle sechs Musiker in einem fulminanten Zusammenspiel auf den Höhepunkt hin und erzeugen ein komplexes Klang erlebnis.

Bleibt nur noch das Dessert: Eine Reprise eines Hauptmotivs aus Thuilles Sextett. Die "Gavotte", eigentlich ein barocker Gesellschaftstanz, wurde im dritten Satz zum Hauptthema und bot mit ihrer fröhlich-beschwingten Art einen süßlichen Schlusspunkt des Konzerts. Ein Restaurant dieser Art könnte man bedenkenlos weiterempfehlen.

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