Zu schlecht oder missverständlich?

PRÜM. Streit um ein Anti-Kriegs-Bild: Der Gelsenkirchener Künstler Wolfgang Brecklinghaus glaubt, sein Bild sei wegen kontroverser Symbolik von der Kunst-Ausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) ausgeschlossen worden. Laut EVBK mangelte es dem Werk an Qualität.

Nicht gefallen oder nicht gesehen? Künstler Wolfgang Brecklinghaus aus Gelsenkirchen liegt im Clinch mit der Europäischen Vereinigung bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK). Vom 22. Juli bis einschließlich Sonntag, 20. August findet derzeit die 49. Ausstellung im Abteigebäude Prüm statt. Auch Wolfgang Brecklinghaus war eingeladen, sein Werk, ein 3,60 Meter breites und 1,25 Meter hohes Triptychon, auszustellen. Das Anti-Kriegs-Bild ist auf original Zeltstoff der Amerikaner gemalt, der aus der Ardennenschlacht vom Winter 1944 stammt. Es zeigt die Lebensgeschichte eines Soldaten, von der Hitlerjugend bis zum desillusionierten Kriegsheimkehrer. In den vergangenen sieben Jahren hat der Künstler 60mal in 50 Städten unter dem Oberbegriff "Apokalypse" Arbeiten aus Militärschrott und Utensilien der Weltkriege ausgestellt. Bisher ohne Probleme. Weil sein Triptychon Symbole der Hitlerjugend und der Waffen-SS zeige, glaubt er nun, dass es in Prüm zunächst auf und dann abgehängt wurde. Nur die Qualität der Arbeit zählt

Das sei ein bedauerliches Missverständnis, sagt dagegen EVBK-Präsident Professor Alexander Boeminghaus. Die Annahme des Künstlers, er sei aufgrund der Symbolik nicht ausgestellt worden, sei falsch. Es sei vielmehr die Qualität der Arbeit, die zum Abhängen des Triptychons geführt habe. Der Künstler habe sich schon nicht an die Vorgabe gehalten, höchstens zwei Werke einzureichen. Ein Triptychon besteht aus drei Teilen. Nur in Ausnahmefällen werde das genehmigt. Außerdem habe er nicht das OriginalWerk gezeigt. Das sei ebenfalls Bedingung, sagt Boeminghaus. Brecklinghaus habe Fotos geschickt, die die Jury, bestehend aus zwei Belgiern, zwei Franzosen, zwei Luxemburgern und zwei Deutschen plus Präsident Alexander Boeminghaus, aber nicht erhalten habe. Versehentlich habe er trotzdem einen positiven Bescheid bekommen, gesteht Boeminghaus den organisatorischen Fauxpas ein. Als aber das Original-Werk aufgehängt wurde, hätten sechs anwesende Jurymitglieder einstimmig beschlossen, es nicht in der Ausstellung zu zeigen. Wolfgang Brecklinghaus ärgert sich sehr. Er sei insgesamt 800 Kilometer gefahren, um dann am Eröffnungstag diese böse Überraschung zu erleben. "Keiner hat mir mitgeteilt, dass mein Werk nicht gezeigt wird", empört er sich. Das Verhalten von Boeminghaus nennt er falsch und feige. "Das nennt man dann Freiheit der Kunst", sagt er. Boeminghaus weist den Vorwurf der Zensur weit von sich. Vor vier Jahren habe der Künstler bereits mit einem Anti-Kriegs-Bild bei der Ausstellung teilgenommen. Dass sein Werk nicht im Katalog veröffentlich worden sei, beweise hingegen, dass die Jury wirklich nicht die nötigen Unterlagen von ihm erhalten habe, verteidigt sich Boeminghaus. Beim Abgehen der Schau ist das Bild aufgefallen

Auch Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen und Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy sagen übereinstimmend, dass beim Abgehen der Ausstellung das Bild des Künstlers aufgefallen sei und die Juroren sagten, sie hätten es zuvor nicht gesehen. Nicht jurierte Bilder dürfen aber an der Ausstellung nicht teilnehmen. Der Ausschluss sei für einen Künstler nie schön, weiß Boeminghaus. Jetzt versuche Brecklinghaus über diesen Weg Aufmerksamkeit zu bekommen, wirft er ihm vor. Die EVBK-Ausstellung im Abteigebäude Prüm ist noch bis zum 19. August täglich von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet. Am 20. August schließt sie und ist daher nur bis 15 Uhr geöffnet.

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