Zu viel "Gebabbele"

TRIER. Mit seinen Markenzeichen, dem hessischem "Gebabbele" und unnachahmlicher Mimik, begeisterte der aus der Fernsehsendung "Schillerstraße" bekannte Comedian Martin Schneider ein großes Publikum in der Arena Trier. Sein Programm "Maddin hebt ab" hatte aber auch Längen.

Es ist ein bisschen wie bei einem Heimspiel. Donnernder Applaus begrüßt "Maddin" alias Martin Schneider in der Arena. Tatsächlich gastiert der Komiker schon zum zweiten Mal in Trier, ein erster umjubelter Auftritt 2005 führte ihn in die Europahalle. Damals intime Nähe, heute unpersönlicher Großraum - Leinwände seitlich der Bühne sollen ausgleichen. Großaufnahmen vom breiten Mund des Fernsehstars auf Mattscheibe gebannt vermitteln aber eher Distanz. Ein furioser, quicklebendiger Einstieg macht das zunächst wett und schafft es, die Aufmerksamkeit auf die Person auf der Bühne zu lenken. Maddin präsentiert sich wieder als das "Waischai aus Bugholzhausä", das wie jeder andere seine Probleme hat, vor allem morgens beim Aufwachen: "Da seh isch immä aus wie gekotztä Äbbelbrai, wo isch doch aigentlisch ein hübschä Kärl bin." Die Lachtränen sind noch nicht versiegt, da schildert der schlacksige Entertainer mit sich umeinander windenden Händen und in alle Himmelsrichtungen knickenden Knien, welche Gefahren beim Frühstück drohen: "Wenn sisch nun ein Vöggelsche uff das Häbbelsche vom Toaster setzt, da kanns ja ä ganze Schdadtdeil abfaggele." Schlag auf Schlag folgen groteske Geschichten von siebenfacher Ohnmacht bei Blutabnahme bis hin zum Saunabesuch. Mit diesen wortwitzig überzeichneten Alltagserlebnissen läuft Schneider zu Hochform auf und hat die Lacher auf seiner Seite. Doch statt die originelle Kultivierung seiner Figur des Maddin voranzutreiben, schlägt er eine neue Richtung ein. Er holt die vierköpfige Band "Bembel Boys" auf die Bühne, um sich fortan dem "ärrottischen Schlagä" zu widmen und dabei keinen Hehl aus seiner eigenen Wirkung auf weibliche "Zuggäschnäggsche" zu machen. Die ersten Songs, etwa "Michaela" wirken lustig, als originelle Parodien, vor allem wegen der "Späschel Effägts" von Schneiders Begleiter Vincenzo. Der Sizilianer im Hausmeister-Gewand bläst Seifenblasen, hüpft mit Plüschherz über die Bühne oder legt dem singenden Maddin einen Rettungsring an. Doch vor allem im zweiten Teil des Programms werden diese Stilmittel zu häufig eingesetzt und nutzen sich ab. Die Musik bewegt sich auf Kirmesniveau, die Übergänge sind verkrampft ("Was machen wir jetzt?"), die Kunstpausen mehren sich und auch die Mimik zeigt in den überdeutlichen Großaufnahmen Ermüdungserscheinungen. Ein paar Höhepunkte gibt es dennoch, etwa einen Strip, der im "ärrottischen" hellblauen Frotteeschlafanzug "mit Entschä, Kätzschä unn Bärschä" endet. Zum Schluss spendet der größte Teil der Zuschauer begeisterten Applaus, doch viele applaudieren verhalten und haben sich beim dritten Abschied Maddins bereits zum Gehen gewandt.

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