Zum Auftakt "God save the Queen"

Einen außergewöhnlichen Abend erlebte das Publikum beim jüngsten Orgelkonzert in der Konstantinbasilika. Statt Bachscher Präludien oder barocker Choralvorspiele gab es Carmen und Peer Gynt.

 Thomas Heywood bot ein außergewöhnliches Programm. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Thomas Heywood bot ein außergewöhnliches Programm. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Trier. (gkl) Für den zweiten Abend in der Reihe der sommerlichen Orgelkonzerte in der Trierer Konstantin-Basilika war ein Solist verpflichtet worden, der wohl die weiteste Anreise hatte, die je ein Organist auf sich nehmen musste. Thomas Heywood ist in Melbourne in Australien zu Hause. Diese Tatsache war nicht der einzige Superlativ, der das Konzert kennzeichnete. Wenn man sich die Vita des Künstlers durchlas, stoperte man ständig über derartige Aussagen. Heywood sei der einzige australische Musiker, der von seiner Tätigkeit als Konzertorganist lebt. Seine Konzerte bringen es ständig auf Besucherrekorde, er gastiert an den berühmtesten Orgeln der Welt. Konzerte von Heywood sind offenbar etwas anders als Veranstaltungen anderer Konzertorganisten. Und das in jeder Hinsicht. Sein Programm, das er für Trier vorbereitet hatte, hatte so gar nichts mit einem "normalen" Orgelkonzert gemein. Kein Präludium, kein Choralvorspiel, keine Orgelsonate. Stattdessen die Opernouvertüre zu "Die diebische Elster" von Gioachino Rossini, die "Peer-Gynt-Suite" von Edvard Grieg, den "Tanz der Schwäne" aus Peter Tschaikowskys Schwanensee und zum Finale eine Konzertfantasie, die auf Georges Bizets "Carmen" basierte. Schon der Auftakt des Abends machte ein wenig staunen: Es erklang die britische Nationalhymne. Ein großartiger Techniker

Um eines gleich vorweg zu sagen: der junge Solist, 1974 geboren, ist ein großartiger Techniker. Die Art, wie er mit der Basilikaorgel umging, belegte Organistenkunst auf hohem Niveau. Rasante Läufe, egal ob im Manual oder im Pedal, stellten für ihn kein Problem dar. Repetitionen, um etwa Streichertremoli darzustellen, kamen absolut überzeugend. Ein Kompliment muss man dazu auch Heywoods Frau Simone machen, die als Registrantin oftmals vergessen ließ, dass man nur eine zweimanualige Orgel hörte. Bei der Auswahl der Klangfarben war Heywood sehr geschickt, benutzte die Register teilweise in sehr unorthodoxer Kombination und konnte auch hier ein Superlativ für sich verbuchen. So oft, wie in seinem Konzert, dürften die spanischen Trompeten der Schukeorgel bisher wohl kaum gebraucht worden sein. Ein in der Tat außergewöhnlicher Organist also, technisch wie musikalisch, dessen Spielart auch Stringenz aufwies. Seine beiden Ausflüge in die "normale" Literatur mit Johann Sebastian Bachs G-Dur-Fuge, BWV 577, und dem a-Moll-Konzert nach Vivaldi, BWV 593, hatten überhaupt nichts mit der Interpretation zu tun, die in Europa derzeit en vogue ist. Was man zu hören bekam, war Heywood. Jedes der zahlreichen Werke, die er spielte, hätte für sich genommen bei jedem anderen Orgelkonzert als Schmankerl zwischendurch oder als Zugabe dienen können. In dieser geballten Form aber war es fast ein bisschen viel des Guten. Am kommenden Sonntag spielt Heywood um 15 Uhr ein weiteres Konzert in der Abtei Himmerod.

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