Zum Jodeln auf die Autobahnbrücke

TRIER. Hubert von Goisern ist einer der bekanntesten Vertreter des "Alpen-Rocks". Am Donnerstag, 2. September, kommt der Österreicher im Rahmen seiner "Trad II- Tournee" in die Trierer Kaiserthermen.

"Wildschütz Rap", "Heast as net", "Goaßbeitl Bauernbuam": Titel wie diese klingen ein bisschen so, als hätten sie ihren festen Platz im Musikantenstadl oder anderen televisionären Volksmusiklustbarkeiten für ein Publikum im Dunstkreis der Pensionsgrenze. Aber eben nur ein bisschen. Mit den musikalischen Entäußerungen von Moik, Hinterseer & Co. hat diese Musik nämlich nicht allzuviel gemein. Freilich: Auch bei Hubert Achleitner, wie er wirklich heißt, steht am Anfang aller Musik die Volksmusik. Als der Fünfjährige den Eltern verkündete, Dirigent werden zu wollen, meldeten sie ihn flugs im Blasorchester an, denn das war billiger als Musikunterricht. Über die Qualität eines Ensembles, das seine Mitglieder auf diese Weise rekrutiert, darf man sich keine Illusionen machen. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der kleine Hubert kurz darauf dem Verein Lebewohl sagte (wobei er - leider - die Trompete wieder zurückgeben musste). Er versuchte es eine Weile mit der klassischen Gitarre, und da die ihm auf Dauer zu leise war, wechselte er zur E-Gitarre, von dort zur Ziehharmonika, zur Klarinette und - ein paar Jahre und etliche Kilometer weiter - zur Nasenflöte und so weiter. Kurz, Hubert, der wohl bekannteste Goisener - nicht nur, weil er sich den Namen seiner Geburtsstadt für die Bühnenlaufbahn gewählt hat -, kann ohne Mühe sein eigenes Begleitorchester bestreiten. Nach einigen Wanderjahren, die ihn in noch entlegenere Ecken als österreichische Einödhöfe führten, kehrte er 1984 in seine Heimat zurück, wo er, nun schon viel zielstrebiger, Elektroakustik und experimentelle Musik in Wien studierte. Zwei Jahre später gründete er mit Wolfgang Staribacher die "Alpinkatzen", die jedoch erst 1992 mit dem Lied "Hiatamadl" ("Sennerin") einen ersten Hit und den großen Durchbruch hatten. Rockige Rhythmen, gepaart mit Elementen traditioneller Volksmusik, wurden das Markenzeichen der Band, zu der eines Tages auch Sabine Kapfinger stieß, die als folkloristisches Sahnehäubchen das Jodeln mitbrachte. Da von Goisern die Kunst des flinken Zungenschlags ebenfalls erlernen wollte, sein Üben jedoch die Nachbarn alarmierte, denn sie wähnten Folteropfer in seinem Haus, beschloss er, diese typische Alpenspezialität auf einer Autobahnbrücke zu praktizieren, wo er bei seinen Mitmenschen weniger Argwohn erregte. Ein paar Jahre später war von Goisern der bekannteste Ethno-Rocker seines Landes, der Folklore-Elemente aus Tibet, Afrika, den Philippinen in seine Musik einbaute, der Ländler verrappte, Steirer versoulte und damit sozusagen alpensprengend die österreichische "Volks"-Musik revolutionierte. Was auch "Piefkes" wie Joseph Vilsmaier so sehr begei-sterte, dass er ein Konzert des Sängers filmte und ihn sogar als Hauptdarsteller seines Films "Schlafes Bruder" wollte. Von Goisern beschränkte sich darauf, die Musik zu komponieren - allerdings nur aus Zeitmangel, denn als Schauspieler ist er durchaus ebenfalls verwendbar, wie sein Auftritt in dem Fernsehfilm "Hölleisengretl" unter der Regie von Jo Baier an der Seite von Martina Gedeck belegt. Übrigens ehrte von Goiserns Heimatstadt ihren bekanntesten Sohn jüngst nicht nur mit der Ehrenbürgerschaft, sondern auch noch mit einer Briefmarke. Abgesehen von Harry Belafonte dürfte er damit der einzige Musiker aus dem U-Bereich sein, dem eine solche Hommage noch vor dem Ableben zuteil wurde. Nach Hubert von Goisern treten am 3. 9. Laith Al-Deen, am 4. 9. Ezio und am 5. 9. In Extremo in den Kaiserthermen auf. Tickets gibt es in den Presse-Centern des Trierischen Volksfreunds in Trier, Bitburg, Wittlich, bei der TV -Tickethotline 0651/7199-996 und bei "Kartenvorkauf Trier”.

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