Zurück in der guten Stube

DAUN. (sn) Am Puls der Zeit: Jacques Berndorf hat seinen zwölften Eifel-Krimi geschrieben. Diesmal geht es um den Tod der dreizehnjährigen Annegret in Hildenstein.

Die Ruhe von Journalist Siggi Baumeister wird gestört. Erst kehrt seine Ex-Freundin zurück, dann steht unerwartet seine Tochter Clarissa in der Tür, um ihre gemeinsame Vergangenheit aufzuarbeiten, und zu guter Letzt muss Tante Anni ins Krankenhaus, weil ihr Lebensmut sie verlässt. Als dann noch die dreizehnjährige Annegret erschlagen aufgefunden wird, soll Baumeister für die Zeitung die Geschichte recherchieren und greift in gewohnter Manier in die Ermittlungen der Polizei ein. Nach dem großes Erfolg des in Berlin spielenden Krimis "Die Raffkes" kehrt Berndorf in die Eifel zurück. Stärker als bisher ist die Geschichte geprägt von Lokal-Kolorit. Da ist die Rede von der für die Eifel sensationellen Wahl einer Verbandsgemeindebürgermeisterin in Jünkersdorf. Die Hillesheimer ahnen natürlich, dass es sich bei der im Buch genannten parteilosen Kandidatin Isabell Kreuter um keine andere als die amtierende VG-Bürgermeisterin von Hillesheim, Heike Bohn, handeln muss. Das Eifelstädtchen Hildenstein dürfte sich, unschwer zu erraten, als Hillesheim entpuppen. Nicht nur Orte und Personen auch die "Denke" der Eifeler beobachtet der Autor treffend. Siggi Baumeister: "Warum sollte ich nicht nach Birgel düsen, wo ich sowieso für jedes Aspirin zwanzig Kilometer zurücklegte? Das ist der Fluch einer Behausung in der Provinz: Fast nie kannst du was zu Fuß erledigen." Und wer kennt sie nicht, die gute Stube der älteren Generation? "Die Eifler haben eine Unsitte zur Höchstform entwickelt: Um die Möbel in der guten Stube zu schonen, lassen sie die Rollos halb herunter. Aber für ein Gespräch ist es dort dann entschieden zu schummrig. In der Regel ist es darüber hinaus auch zu kalt, einen Hauch zu feucht und garantiert sehr, sehr muffig. Man kann so einen Raum nicht betreten, ohne an eine Friedhofskapelle zu denken." Jacques Berndorf alias Michael Preute, 1936 in Duisburg geboren, arbeitete früher als Journalist. Oft berichtete er als Reporter aus Krisengebieten weltweit. Dass er alkoholabhängig war, daraus machte er auch öffentlich nie einen Hehl. Diese Krankheit schrieb er auch seinem Protagonisten Siggi Baumeister an den Leib, genauso wie die Leidenschaft zur Pfeifenraucherei. Die Liebe zur Eifel ließ den mittlerweile erfolgreichsten deutschen Krimiautoren auch dort heimisch werden. Seit Jahren begeistern seine Eifel-Krimis eine treue Fangemeinde. Zur Zeit steckt der Grafit Verlag in Verhandlung mit einem Fernsehsender, der an der Verfilmung der gesamten Eifel-Krimis interessiert ist. Jacques Berndorf hat ein solides Werk abgeliefert. Es ist spannend gestrickt und orientiert sich wieder näher an Menschen und Landschaft der Eifel. Das neue Buch ist so spannend, wie die Westernpfanne von Siggi Baumeister mit Kidneybohnen, Cayennepfeffer und Knoblauchwurst scharf ist.

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