Zwei Seiten, viele Möglichkeiten: Tanzperformance in der Tufa

Trier · Die Produktion "Both Sides" der Tänzerin und Tanztherapeutin Gudrun Paulsen hatte im großen Saal der Tufa Premiere. Die dynamische Produktion präsentiert eine Verbindung verschiedener Künste auf ungewöhnliche Weise.

Trier. Der Eingang zum großen Saal der Tufa befindet sich an ungewöhnlicher Stelle, und schwarze Vorhänge im Halbrund bilden den ebenso ungewöhnlichen Eingangsbereich. Der Titel der Veranstaltung spiegelt sich bereits in der Gestaltung des abgedunkelten Saales wider: Beide Längsseiten sind schwarz verhangen, zwei Bühnen in Schwarz beziehungsweise Weiß befinden sich an den Stirnseiten. Konsequenterweise stehen jedem Zuschauer zwei gegenüberstehende Stühle zur Verfügung. "Both Sides", beide Seiten, das sind Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel, Licht und Schatten. Vordergründig!
Metaphorisch betrachtet könnten es auch Gut und Böse, Chaos und Ordnung sein. Aber auch Reduktion und Reizüberflutung. Paulsen geht es um die "Auseinandersetzung mit Polaritäten". Drei Tänzerinnen, Schwarz wie eine zweite Haut tragend, schaffen mit jeweils drei langen Leuchtstäben spannende Effekte. Die Choreographie ist durchdacht und professionell ausgeführt.
Einen Gegenpart bildet anschließend das Video (Steve Strasser) an der gegenüberliegenden Seite. An der Gestaltung ist auch der Mannheimer Künstler Harald Priem, unter anderem mit Objekten und Stempeldrucken, beteiligt. In rascher Folge zeigt es hässliche, aber auch interessante Aspekte einer Industrieruine, zum Beispiel verfallende Wände und einen in dem Chaos kreativ arbeitenden Menschen.
Es folgen schwarze Gestalten, die sich wie mehrarmige buddhistische Gottheiten bewegen, gleichzeitig eine Kohlengrube oder Höhle assoziieren lassen, und eine einzelne Tänzerin, auf deren Shirt horizontal verlaufende Druckelemente projiziert werden.
Passend dazu laute und dissonante Musik, verzerrt höhnisches Gelächter, schrilles Seufzen, verfremdetes Röcheln. Auf der anderen Seite sphärische Klänge, Himmelsfarben, Farbtropfen, die sich wie in einem Ozean auflösen, und Farb- und Formkombinationen, die surreale Bilder formen.
Die Entstehung der Erde aus dem Chaos ist nur eine von vielen möglichen Assoziationen. Tanz-improvisationen in weißen Kleidern, von anmutig bis aggressiv, von zurückhaltend bis zornig sowie korrespondierend mit Schattenelementen sorgen für ausdrucksstarke und Fantasie anregende Momente.
Die rhythmische Musik spielt Barbara Birner teilweise live. Ihr Instrumentarium besteht aus außereuropäischen Percussionsinstrumenten, zum Beispiel der koreanischen Tschanggo, einer eieruhrförmigen Trommel, sowie dem Kontrabass. Die vier Tänzerinnen, neben Paulsen Ele Geulen, Marina Idaczyk und Susanne Wessel, ehemals Ensemble-Mitglied am Theater Trier, bieten eine abwechslungsreiche, schlüssige und tiefgründige Performance, die eindeutig mehr Zuschauer verdient hätte. mabi

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