Zwei Welten, eine Musik

Die letzte Konzertsaison von Generalmusikdirektor István Dénes begann mit einem Abend, dessen Konzeption zwar nicht neu ist, die aber dem voll besetzten Großen Haus des Theaters Trier ein unvergessliches Musikerlebnis bescherte.

Trier. Musik von Edward Elgar, Edvard Grieg, Joni Mitchell und Sting in einem Konzert? Ja, das funktioniert bestens. Man sollte es vielleicht überhaupt mit dem großen Leonard Bernstein halten, für den es nur gute und schlechte Musik gab. Edward Elgars (1857-1934) Konzert-Ouvertüre "In the South" gehört nicht zu seinen Meisterwerken, wie etwa die wunderbaren Enigma-Variationen. Das Stück ist zu lang und dick instrumentiert. Es winken musikalische Bekannte, wie Richard Strauss ("Don Juan") und Richard Wagner ("Siegfried-Idyll"). Aber zwischendurch bietet die Ouvertüre auch immer wieder den unverwechselbaren, verträumt-intimen Elgar-Sound. Beim Orchester ließ vor allem das Blech viel zu wünschen übrig, während die Holzbläser mit einigen schön gespielten Passagen aufwarteten. Bei einem Hit wie Griegs Klavierkonzert in a-Moll müssen sich die Interpreten schon an den größten Vorbildern messen lassen. Und diesem Vergleich hielt die Luxemburger Pianistin Katrin Reifenrath nicht stand. Allzu hölzern und klobig klang ihr Spiel, obwohl sich Dénes um behutsame und inspirierende Begleitung bemühte. Differenzierte Anschlagskultur? Fehlanzeige. Am ehesten schien Katrin Reifenrath der letzte Satz zu liegen. Aber auch Ansätze zu einem rhythmischen Feuerwerk änderten nichts mehr am enttäuschenden Gesamteindruck. Zur Pause verließen das Theater nur sehr wenige Zuhörer, die vielleicht doch Berührungsängste zum zweiten Teil verspürten. Schade, denn "Two Worlds - One Music" war der Höhepunkt des Abends. Arrangements von Jazz- und Pop-Stücken hatte Altmeister Michael Gibbs besorgt, der die Philharmoniker und eine hochkarätig besetzte Jazz-Formation dirigierte. Die meisten Stücke erinnerten an beste Filmmusik, so etwa "Blue" von Joni Mitchell. Ursprünglich als Filmmusik gedacht war das wunderschöne "She Speaks Her Name" von Ulrich Beckerhoff (Trompete, Flügelhorn), der die Formation leitete. Deren Solisten kamen am deutlichsten zur Geltung in den Stücken nur für Jazz-Combo. Neben Beckerhoff musizierten Norma Winstone und Maria Pia de Vito (Gesang), Matthias Nadolny (Saxofon), Glauco Venier (Piano), Peter O'Mara (Gitarre), Gunnar Plümer (Bass) und Bruno Castellucci (Schlagzeug). Norma Winstone glänzte mit ihrer Interpretation von "How It Was Then", während Maria Pia de Vito mit einem nur von einem Voice-Synthesizer begleiteten virtuosen Gesangs-Solo begeisterte. Auch alle Instrumentalisten stellten ihr Weltklasse-Können unter Beweis. Ein Konzert, das schon richtungweisend war für das, was Dénes-Nachfolger Victor Puhl offenbar vorschwebt.

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