Zwischen Mafia und Pasta
PRÜM. Der kulturelle Beitrag des Kreises Bitburg-Prüm zur Trierer Landesgartenschau ist ein literarischer. Der treibt nicht nur personell hochkarätige Blüten, sondern er kommt auch mit der mediterranen Leichtigkeit des Seins daher: "Kennst du das Land … Italien" lautet das Motto des Eifel-Literatur-Fe-stivals 2004.
Von Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész bis Mario Adorf, von Günter Kunert bis Sten Nadolny und Joachim C. Fest - das Eifel-Literatur-Festival kommt auch in diesem Jahr ohne Prominenz nicht aus. Denn dass die Provinz mit Autoren der Spitzenklasse mächtig Staat zu machen imstande ist, weiß inzwischen nicht nur der Focus ("Das Mammut-Festival in der Eifel"); auch die Zeit ist auf den Zug aufgesprungen und bietet ihren Lesern eine literarische Reise zu südlichen Horizonten. Die tun sich zum Festival-Auftakt (11. Juni, 20 Uhr) in der Trierer Europahalle auf, in der Schauspieler Mario Adorf, der übrigens am 18. Juni in Berlin für herausragende Verdienste um den deutschen Film mit dem Deutschen Filmpreis 2004 ausgezeichnet wird, die Zuhörer mit seiner Autobiographie zwischen "Himmel und Erde" schweben lassen möchte.Wo die Autoren so leicht niemand vermutet
Bei Pizza und Pasta, Espresso und Vino treibt "La dolce Vita" in diesem Jahr also nicht nur literarische Blüten im Festival-Stammsitz Prüm. Die italienische Reise führt über Bitburg, Gerolstein, Schönecken, Irrel und Bollendorf bis in die älteste Stadt Deutschlands, dem Zentrum der Landesgartenschau. Hochkarätige Autoren sind also dort, wo sie so leicht niemand vermutet: "Im Westen unserer Republik, in der Eifel, vor den Toren Triers. Denn die Begegnung von Autoren und Lesern sollte man nicht nur den großen Metropolen überlassen", stellt Festival-Macher Josef Zierden klar.Mit der Verpflichtung des ungarischen Nobelpreisträgers Imre Kertész ("Der Spurensucher") hat Zierden in der Tat einen neuerlichen Volltreffer gelandet, nachdem mit Siegfried Lenz, Martin Walser, Günter Wallraff und Ulrich Plenzdorf in den vergangenen Jahren bereits etliche "Hochkaräter" ihre Visitenkarte in der Eifel abgegeben haben. Doch nicht nur Imre Kertész steht in diesem Jahr ganz oben auf der Liste des vom Trierischen Volksfreund präsentierten Eifel-Literatur-Festivals: Joachim C. Fest, Uwe Timm, Bodo Kirchhoff, Ralph Giordano, Sten Nadolny, Gabriele Wohmann und Günter Kunert sind ebenso vertreten wie Jacques Berndorf, Heiner Geißler, Peter O. Chotjewitz sowie die Debütanten Arnold Thünker und Seep Jakobs. Als "undenkbar" hätte Josef Zierden indes die Tatsache empfunden, das "Italien-Festival" ohne Mario Adorf verstreichen zu lassen.Bei Walser ist noch Abwarten angesagt
Diesen Brückenschlag zu dem in Rom lebenden Mayener war ein Muss für den Initiator, der mit Leoluca Orlando ("Ich sollte der Nächste sein") am 8. Oktober in Bitburg einen Gast begrüßen wird, der sich nur unter Polizeischutz an die Öffentlichkeit wagen darf. Seit 20 Jahren bereits ist der Wagen des früheren Bürgermeisters von Palermo mit Panzerplatten ausgerüstet, auf der Liste der Mafia-Jäger steht er so weit oben wie in den Bestseller-Listen Italiens. Ganz nah ist Josef Zierden unterdessen einer zweiten Verpflichtung von Martin Walser. Nur zu gerne sähe der Eifel-Literatur-Papst die Gästeliste um den streitbaren Schriftsteller ergänzt. Hier ist also noch Abwarten angesagt. Dies gilt übrigens auch für einen möglichen Gast, der Zierden in einen tiefen Gewissenskonflikt gerissen hat: Daniel Küblböck. Ein im TV veröffentlichter lokaler April-Scherz löste bundesweit eine derartige Resonanz aus, dass Zierden ernsthaft darüber nachdenkt, den "Superstar" in Prüm aus dessen Autobiographie "Ich lebe meine Töne" vorlesen zu lassen. "Küblböck spaltet total", weiß Josef Zierden - deshalb steht fest, dass Küblböck - wenn überhaupt - garantiert außerhalb des Festivals agieren wird. Um die Entscheidungsfindung etwas zu erleichtern, startet der TV ab heute in seinem Online-dienst unter www.intrinet.de/aktuell ein Internet-Voting. Zusätzlich verlost der TV heute Festival-Karten. Die ersten fünf Leser, die sich ab 12 Uhr unter 06551/959530 melden, erhalten je zwei Karten für das komplette Programm. Weitere Informationen zum Eifel-Literatur-Festival unter 06551/2489 oder im Internet unter www.eifel-literaturfestival.de
